Opfer

„Opfer“ ist ein Begriff, der für das Verständnis der Bibel zentral ist. Und auch für das Leben als Christ. Daher hier ein Versuch, diesem Begriff in der ganzen Bibel nachzuspüren.

1. Mose 3:8 „Am Abend, als es kühler wurde, hörten sie Gott durch den Garten gehen. Da versteckten sich der Mann und seine Frau vor Gott zwischen den Bäumen.“ Gott hatte und wollte von Anfang an eine Beziehung zu den Menschen, die er geschaffen hatte. Er war bei ihnen, wollte Gemeinschaft mit ihnen haben. Wir sind dazu geschaffen, in einer heilen, intakten Beziehung zu unserem Schöpfer zu leben. Nun stehen wir mit diesem Vers aber unmittelbar nach dem Sündenfall, und diese Beziehung ist zerbrochen. Die spannende Frage ist, kann sie wiederhergestellt werden? Es ist völlig klar, wenn es hier eine Versöhnung geben sollte, dann können die Menschen sie nicht bewirken. Sie könnten sich im besten Fall entschuldigen, zum Ausdruck bringen, dass es ihnen Leid tut – aber ob Gott ihnen vergibt, haben sie nicht in der Hand. Wobei sie es leider nicht mal schaffen zu ihrer Schuld zu stehen und zu sagen dass es ihnen Leid tut, sondern sie schieben die Schuld auch noch Gott in die Schuhe, das ist eigentlich der Gipfel der Unverschämtheit und der Feindschaft gegen Gott (Adam sagt, „die Frau die Du mir gegeben hast, gab mir die Frucht“ – also ist die Frau Schuld, oder vielmehr Gott, der dem Adam diese Frau gegeben hat. Wobei das doch ein wenig anders klang, als Adam die Eva zum ersten Mal sah, da war er nämlich noch begeistert. Entsprechend schiebt Eva die Schuld auf die Schlange, darin liegt ebenfalls der unausgesprochene Vorwurf: Wo kommt die Schlange her? Gott du hast was falsch gemacht!).

Aber wie handelt nun Gott? Trotz der Sünde und dem was die beiden danach machen und was es nur noch schlimmer macht, möchte er immer noch Gemeinschaft mit ihnen haben. Und er tut etwas Drastisches, damit das auch möglich ist.
Adam und Eva hatten nach dem Sündenfall entdeckt, dass sie nackt waren, und sich Feigenblätter gemacht. Aber dieser Versuch, ihre Scham und Schande zu bedecken, war nicht ausreichend. Gott bekleidet sie stattdessen mit einem Fell. Nun wachsen Felle aber nicht auf Bäumen, und ein Tier überlebt es normalerweise nicht, wenn man ihm das Fell abzieht. Das heißt, Gott selbst muss ein Tier getötet haben. Er konfrontiert somit Adam und Eva erstmals mit Blut und Tod. Und er zeigt hier schon ganz von Anfang an: ohne Opfer kann die zerstörte Beziehung zu Gott nicht wiederhergestellt werden. Und Gott selbst – nicht der Mensch! – erweist sich hier als der Priester, der dieses Opfer bringt.
Beachten wir, dass die Feigenblätter auf die Seite gelegt und als nutzlos betrachtet werden. Sie symbolisieren die Ideen und Werke von uns Menschen – unsere Versuche, etwas zu tun, damit wir vor Gott gut dastehen. Diese Versuche des Menschen sind sehr vielfältig: Bemühen um ein gutes Leben, in Übereinstimmung mit vermeintlich göttlichen Gesetzen, Bußübungen, Opferhandlungen… Aber nichts davon hilft wirklich! Die einzige Lösung besteht darin, dass Gott etwas tut, und das bedeutet Opfer, Tod und Blutvergießen, ein unschuldiges Wesen muss sein Leben geben. Es gibt einen roten Faden, der sich durch die Bibel hindurchzieht in Form von vielen Erzählungen und Gesetzen, auch wenn dieses Prinzip erst im Hebräerbrief explizit genannt wird: Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.

1. Mose 22 berichtet von dem Befehl Gottes an Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern. Diese Geschichte kann keinesfalls aus sich selbst heraus verstanden werden. Wenn wir sie isoliert betrachten, werden wir an Gott irre. Da lässt Gott den Abraham so lange auf diesen Sohn warten – dann im hohen Alter wird er geboren, Abraham hat sicher viel Freude an seinem Kind – und nun soll er ihn töten? Ok, an seiner Stelle stirbt dann ein Tier, und Isaak darf doch weiterleben, aber ist das wirklich ein Happy End? Nicht vielmehr ein furchtbares Trauma? Das macht doch nur Sinn, wenn diese Geschichte über sich selbst hinausweist – aber was soll sie bedeuten, und was ist so wichtig, dass es mit so einem dramatischen Geschehen verdeutlicht werden muss?

Auf dem Weg zu dem von Gott angegebenen Ort des Opfers, stellte Isaak seinem Vater eine Frage, die man sich gut merken sollte: „Schau, wir haben Feuer und Holz. Aber wo ist das Lamm zum Brandopfer?“. Diese Frage beschreibt genau die dramatische Situation nicht nur des Isaak, sondern auch der ganzen Menschheit. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten: ein Opfer bringen, oder selbst das Opfer sein! Wenn nicht ein anderer, in dieser Geschichte ist das ein Schafbock, für mich geopfert wird, dann bin ich das Opfer! Und deshalb sollte uns diese Frage geradezu in den Ohren gellen: Wo ist das Lamm? Ebenso gut merken sollten wir uns die Antwort des Abraham. Wenn er sagt, Gott selbst wird das Opferlamm besorgen, zeigt das wieder, das entscheidende Opfer bringen nicht wir, sondern das bringt Gott selbst.

Im 2. Mosebuch sehen wir dann: Dem Auszug des VI aus Ägypten geht voraus, dass Gott die erstgeborenen Ägypter alle tötet, die Menschen, und sogar Tiere. Die Israeliten werden nur dadurch verschont, dass sie ein Tier schlachten und dessen Blut an die Türen streichen. Gott gibt das Versprechen (12:13): „Das Blut an den Häusern, in denen ihr euch befindet, soll ein Schutzzeichen für euch sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich vorübergehen, und der Schlag, mit dem ich das Land Ägypten treffe, wird euch nicht verderben“. In diesem Zusammenhang gibt Gott die Anweisungen für das Passafest, Passa heißt verschonendes Vorübergehen. Dieses blutige Geschehen ist die Geburtsstunde des Volks Israel, mit dem Passah beginnt der israelitische Kalender.

Das Opfersystem des Alte Testament zeigt die Gottesferne der Menschen – nur durch ein Opfer konnten die Menschen mit Gott versöhnt werden, konnten sie vermeiden, dass Gott sie für ihre Sünde tötete. Immer wieder mussten Opfer gebracht werden. Die Stiftshütte zeigte einerseits Gottes Nähe, seinen Willen, bei dem Volk zu sein. Andererseits war es nur dem Hohenpriester erlaubt, in das Allerheiligste zu gehen, und auch das nur einmal im Jahr. Am Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag. Auf den Vorhängen in der Hütte waren Cherubim zu sehen, und das sind nach 1. Mose 3 die Wesen, die dem Menschen den Zugang zum Paradies, zum Baum des Lebens verwehren. Sie vermitteln also die Botschaft: Kein Zutritt! Das wirft die Frage auf, ob nicht ein besserer Zugang zu Gott möglich sein könnte, und zwar für jeden Menschen, auch wenn er kein Priester oder Hoherpriester ist. Für den Priester war der Zugang damals auch nur möglich in der Weise, dass er Opfer bringen musste. Und zwar blutige Opfer, es mussten Tiere geschlachtet werden. Also immer wieder die gleiche Botschaft: Die Sünde trennt von Gott, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung!

Nun gibt das Alte Testament aber auch Hinweise darauf, dass dieses Opfersystem nicht Gottes letztes Wort ist. Wenn wir uns den David anschauen, dann gibt es bei ihm eine Geschichte, die stutzig macht, die Rätsel aufgibt: Für bestimmte Sünden ist im alttestamentlichen Gesetz kein Opfer möglich, sondern wer diese Sünden begeht, muss unbedingt sterben, ohne Wenn und Aber, ohne Ansehen der Person! David beging gleich 2 solche Todsünden, nämlich Ehebruch und Mord. Trotzdem wurde ihm vergeben?? Das geht eigentlich gar nicht, das ist entweder schreiend ungerecht und stinkt nach Korruption – oder es weist hin auf eine Vergebung, die im Gesetz undenkbar war, die menschliches Begreifen und Rechtsempfinden übersteigt. Das stellt uns vor die Frage, auf welcher Grundlage eine solche Vergebung möglich ist. Die guten Taten Davids, und natürlich tat er Gutes, waren es jedenfalls nicht. David bittet in seinem berühmten Bußpsalm, dem Psalm 51 um Gnade – er verweist nicht auf seine vergangenen frommen Leistungen und spekuliert darauf, dass sie das Böse in seinem Leben überwiegen, nein, er erbittet von Gott Gnade, das ist unverschämt, das schlägt jedem Rechtsempfinden ins Gesicht, aber überraschenderweise erhört Gott ihn tatsächlich. Wie kann er das, ohne ungerecht zu sein? Die alttestamentlichen Opfer helfen hier nicht, und das sagt David auch ganz explizit in diesem Psalm 51:16f „Denn du begehrst kein Opfer, sonst wollte ich es dir geben; Brandopfer gefallen dir nicht. Die Gott wohlgefälligen Opfer sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten.“
Das weist also in eine andere Richtung, im Hinblick auf das, was vom Menschen erwartet wird – nämlich nicht, dass er die üblichen Opfer bringt, Opfertiere schlachtet, sondern dass er seine Sünde erkennt, bekennt, alle Selbstrechtfertigung aufgibt.

Das heißt aber nicht, dass Opfer als solche nun kein Thema mehr wären, die Frage ist aber wieder, wer die Opfer bringt. Ganz am Anfang war es Gott selbst.

Und schon bei einem Propheten des Alten Testaments finden wir die Erwartung, dass jemand kommen wird, den Gott sendet, ein ganz besonderer, geheimnisvoller Mensch.
Jesaja 53:1-10a Wir stehen hier wieder vor einem Rätsel: wer kann das sein? Im ersten Vers wird er als der Arm des Herrn bezeichnet, demnach ist er ein göttliches Wesen; andererseits legen die weiteren Verse nahe, dass es um einen Menschen geht oder jedenfalls einen, der als Mensch erscheint. Klar ist jedenfalls, dass er die Schuld sündiger Menschen auf sich nimmt – er, von dem V 9 ausdrücklich festhält, dass er selbst ohne Sünde ist. Ein doppeltes Rätsel also, denn 1) muss man fragen: kann es denn einen sündlosen Menschen geben? Vieles im Alten Testament zeigt, dass das eigentlich undenkbar, dass jeder Mensch Sünder ist. 2) Was für eine Art von Gerechtigkeit ist das, die den Gerechten an Stelle des Ungerechten leiden lässt?
Gleichzeitig gibt das aber auch Hoffnung, nämlich auf ein Opfer das mehr kann, als was das Opfersystem des Alten Testaments ahnen lässt.

Mit diesen Fragen kommen wir nun in das Neue Testament und begegnen dort: Jesus!

Johannes der Täufer stellt seinen Jüngern Jesus vor mit den Worten: Seht, das ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt. Von einem Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, haben wir gerade gehört, Jesaja 53:7

Recht kurz nachdem Jesus geboren war, besuchten ihn die Weisen aus dem Osten und brachten ihm Myrrhe, das ist eine Grab-Beigabe. Also wer einem kleinen Kind sowas schenkt ist entweder total bescheuert, oder das weist auf etwas hin, was man erst mal nicht erwartet. Es unterstreicht etwas, was wir in den Evangelien immer sehen: Jesus wurde geboren, um zu sterben! Der Bericht von Jesu Passion nimmt in den Evangelien so viel Raum ein, dass manche überspitzt sagten, die Evangelien seien Passionsgeschichten mit Vorspann.

Viele Jahrhunderte vorher wurden die Einzelheiten seines Todes vorhergesagt – z.B. dass seine Hände durchbohrt, seine Knochen aber nicht zerbrochen wurden. Und die Evangelien sagen uns, genau so ist es mit Jesus passiert! Seine Kreuzigung geschah möglicherweise zeitgleich, und hat jedenfalls einen ganz engen Bezug zu dem Passah, bei dem die Juden jährlich Opferschafe schlachteten.

Das bestätigt ihn also nochmal als das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt.

Das Ziel Gottes ist eine echte, nicht mehr durch die Sünde zerstörte Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Diese Gemeinschaft ist wiederhergestellt durch Jesu Opfertod, der Vorhang im Tempel, der die Trennung zwischen Gott und dem Sünder darstellt, der zerriss genau in dem Moment, in dem Jesus starb.

Und damit ist alles überboten, was im AT möglich war. Paulus spricht auf seiner ersten Missionsreise in einer Synagoge zu Juden und sagt ihnen Apg 13:38f „Durch diesen Jesus wird euch Vergebung der Sünden angeboten. Das Gesetz des Mose konnte euch nicht von ihnen freisprechen. Durch Jesus aber ist das möglich. Jeder, der an ihn glaubt, wird von aller Schuld freigesprochen.“

Denken wir noch mal an das Passah im AT: Das Volk Israel wird dadurch befreit aus der Sklaverei in Ägypten. Befreit aus einem Land, in das sie nicht gehören, und in dem sie nie frei leben, sondern eben nur Sklaven sein können. Ebenso, das sagt uns nun das NT, werden wir durch das Opfer Jesu befreit aus einem Leben der Gebundenheit an die Sünde, für das wir nicht geschaffen sind, und das uns nur unglücklich macht. Befreit zu einem Leben, in dem wir Gott wirklich dienen können, in einer Weise, die ganz anders ist als alles gesetzesorientierte Leben, wo Menschen Gott letztlich nur aus Furcht und Kalkül dienen, nicht aus echter Liebe und Hingabe.

Philipper 2:6-9 so ist Jesus – was macht das mit uns? Was macht es mit uns, wenn wir verstehen, dass unser Leben nur Wert und Bestand hat durch dieses unermessliche Opfer, das für uns gebracht wurde? Was es mit Paulus machte, diesem Jesus zu begegnen, das beschreibt er dann in Kapitel 3. Da beginnt er erst mal mit einer drastischen Warnung vor Menschen, die auf sich selbst reflektieren, die das Gute noch irgendwie aus sich selbst hervorbringen wollen, den Menschen des Gesetzes. Und er sagt dann über sich: 4-11

Also anders gesagt, ich bin nichts (mehr) ohne Jesus. Das ist vorbei. Ich bin in gewisser Weise schon gestorben und auferstanden in ein neues Leben mit Christus. Ein Leben, in dem das Verhalten nicht von Gesetzen diktiert wird, sondern motiviert durch das Aufsehen auf Jesus, das Vorbild des Opfers.
Also dieses einzigartige, unvergleichliche Opfer, das Gott selbst gebracht hat, das nur er allein bringen konnte, das verändert uns, wenn wir uns im Glauben darauf einlassen. Religiöse Menschen verwechseln Gott eigentlich immer mit dem Finanzamt. Also sie haben die Vorstellung: ich muss Gott etwas bringen, damit er zufrieden ist. Aber hoffentlich bleibt für mich selbst noch genug übrig, denn ich will ja auch noch leben. Aber die Bibel konfrontiert uns mit Jesus, also mit einem Gott, der nichts, aber auch gar nichts, zurückhielt, sondern sich ganz hingab im Gehorsam zu seinem himmlischen Vater – und damit für uns, um uns mit Gott zu versöhnen.
Phil. 3 zeigt: Im Mittelpunkt seines Lebens steht nicht mehr Paulus selbst, sondern Jesus. Ihm gibt er sein Leben, auch wenn das dramatische Konsequenzen hat. Er sagt hier in V 10 Ich möchte lernen, was es heißt, mit ihm zu leiden und zu sterben

Siehe auch 1. Kor 4:9-11. Paulus musste wegen seinem Dienst für Jesus viel leiden und er schreibt hier an die Wellness-Gemeinde in Korinth, die seine Situation nicht versteht. Diesen Wohlfühlchristen versucht Paulus begreiflich zu machen, dass Jesusnachfolge Opfer bedeutet, Leid, Verfolgung. Wobei er in Römer 8 deutlich macht, dass auch schwerstes Leiden um Jesu willen nicht ins Gewicht fällt verglichen mit der Herrlichkeit, die wir erleben werden.

Aufgeben („opfern“) müssen wir nicht nur Zeit Geld… sondern unser ganzes Leben. Und wenn wir nochmal zurückschauen auf Psalm 51, wo David von dem zerbrochenen Herz spricht, können wir auch sagen: Das entscheidende Opfer, das Gott von uns fordert, ist unser Stolz. Nur wenn wir ihn aufgeben, wird uns vergeben, und das ist die Voraussetzung für neues Leben. Gestehen wir vor Gott unser Versagen ein, unsere Sünde, unsere Unmöglichkeit… – nur dann, wenn wir unseren Stolz aufgeben, erfahren wir neues Leben, können wir herauskommen aus dem Teufelskreis der Gebundenheit an die Sünde.

Charles Thomas Studd, der Gründer von WEC, sagte:
“Das Christentum basiert auf Opfer. Was bleibt, wenn du das Opfer wegnimmst? Ein wesenloses Nichts, eine Bombe ohne Sprengstoff, eine Farce anstatt Kraft. Opfer ist die große Überschrift über der ganzen Bibel.
Gott liebte die Welt so sehr, dass er das Beste im Himmel hergab. Jesus liebte so sehr, dass er Sein Leben hergab. Uns als seinen Nachfolgern bleibt nichts anderes übrig als um seinetwillen zu glauben und zu leiden.“

Und noch ein Zitat von C.S. Lewis: „Ein neuer Mensch zu werden bedeutet, alles zu verlieren, was wir jetzt unser Selbst nennen. Es ist sinnlos, wenn ich ohne Christus ich selbst sein will. Je mehr ich mich ihm widersetze und versuche, unabhängig zu leben, desto mehr werde ich von meiner Erbanlage, meiner Erziehung, meiner Umgebung und meinen natürlichen Trieben beherrscht.. Erst wenn ich mich zu Christus hinwende, wenn ich mich selbst aufgebe, fange ich an, meine eigene Persönlichkeit zu besitzen. Verlier dein Leben, und du wirst es retten. Unterwirf dich jeden Tag dem Tod, dem Tod deiner Ambitionen und Lieblingswünsche, und dem Tod deines ganzen Körpers am Ende, und du wirst das Ewige Leben finden. Nichts, was du nicht weggegeben hast, wird dir jemals wirklich gehören. Nichts in dir, das nicht gestorben ist, wird je von den Toten auferstehen. Sieh auf dich selbst, und du wirst auf die Dauer nur Hass und Verzweiflung, Einsamkeit, Zorn, Auflösung und Verfall finden. Doch schau auf Christus, und du wirst ihn finden, und alles andere als Zugabe in ihm.“

Joh 12:24f: Jesus sagt das unmittelbar vor den Abschiedsreden und seiner Passion. Zuerst ist Jesus selbst dieses Weizenkorn, das für uns stirbt. Unsere erste Aufgabe ist deshalb, dies anzunehmen. Uns von ihm dienen zu lassen. Aber die Folge muss dann auch unser Dienst sein, unsere Hingabe, unser Opfer. Es ist hier so wie bei den Leidensankündigungen Jesu in den anderen Evangelien. Da bereitet Jesus seine Jünger auf sein eigenes Leiden und Sterben vor, und gleich darauf spricht er davon, dass ihm nachzufolgen bedeutet, sein Kreuz auf sich zu nehmen.

In einem Museum in Kairo kann man Weizenkörner sehen, die so alt sind wie die Pyramiden und die Pharaonen. Die haben nie Frucht gebracht. Man kann sich mal fragen, wie unermesslich viel Frucht bis heute hätte entstehen können, wenn diese Körner damals gesät worden wären. Was wollen wir mit unserem Leben machen? Bewundert werden wie ein Objekt hinter einer Vitrine im Museum, oder wollen wir unser Leben hingeben im Vertrauen, dass dadurch Frucht entsteht durch Gottes Gnade?