All you can READ“: Denken, Sprache, Lesen.

Denkfaulheit ist für Christen gefährlich. Daher hier ein paar Gedanken dazu, wie sie sich heute zeigt.

Schon vor der Jahrtausendwende schrieb Stephan Holthaus in seinem Buch „Trends 2000“:
„Das Neue Testament fordert immer wieder auf, zu lehren, und in der Lehre zu bleiben (Matthäus 28:20, Apostelgeschichte 2:42, 5:28+42, Kolosser 3:16, Titus 2:1)….
Wir müssen das Denken wieder neu lernen. Wir haben es verlernt, nachzudenken. In der Mediengesellschaft lassen wir andere für uns denken, und das heißt, wir werden gelebt, statt zu leben. Denken ist anstrengend, aber notwendig. Unser Denken muss sich in einem ständigen Prozess von den Denkvorgaben und -voraussetzungen einer säkularen Gesellschaft lösen und zu den Prinzipien Gottes zurückfinden. Richtig denken heißt, alle Gedanken unter den „Gehorsam Christi“ zu stellen…..
Unsere Generation hat die Sprache als wichtigstes Mittel zur Verständigung größtenteils aufgegeben und bevorzugt stattdessen Bilder. Die Sprache ist aber das Medium, durch das wir Fragen stellen und Antworten erhalten in Bezug auf die grundsätzlichen Wahrheiten. Während das gesprochene Wort die Argumentationsfähigkeit, den gegenseitigen Austausch und das sorgfältige Überlegen fördert, leistet das Bild der Gleichschaltung und Massenmanipulation Vorschub. Wenn Bilder zur Hauptsache werden, ist unser Menschsein als Solches bedroht.“

Nun sind wir ein Vierteljahrhundert weiter, und dank Smartphone und generativer KI ist das Lesen und vor allem Schreiben noch mehr in den Hintergrund gerückt, die Fähigkeit vieler, sich längere Zeit auf ein Thema oder eine Arbeit zu konzentrieren, hat noch mal erschreckend abgenommen.

Die Geschichte vom „goldenen Kalb“ im Alten Testament illustriert, wie die Abwendung von dem unsichtbaren, aber redenden Gott sich in der Hinwendung zum Sichtbaren vollzieht. Das goldene Stierbild steht für einen Gott, der sichtbar ist, Emotionen weckt, aber nicht in mein Leben reinredet. Das ist typisch für menschliche Religiosität fern der Bibel.
Der Gott der Bibel dagegen bleibt unsichtbar, aber er kommuniziert durch sein Wort. Wir werden von ihm angeredet, und zu einer Antwort herausgefordert – zu Glauben und Gehorsam. Heute sollen wir dem Unsichtbaren vertrauen. Wenn Jesus sichtbar wiederkommt, ist es zu spät für eine Entscheidung.

Wir leben im Glauben, nicht im Schauen, und der Glaube basiert auf dem Wort Gottes. Typisch für das biblische Denken ist z.B. der erste Vers im Propheten Micha: „Das Wort des Herrn, das zu Micha… geschah, das er … schaute“. Er „sieht“ also nichts eigentlich Sichtbares, sondern er „sieht“ das Wort Gottes.

Selbst Christen zitieren gedankenlos das chinesische Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Das entspricht dem fernöstlichen, keineswegs aber dem biblischen Denken! Was wir sehen, verpflichtet uns zu nichts, und führt uns nicht in eine Beziehung zu dem lebendigen Gott. Dieser Gott begegnet uns, indem sein Geist uns sein Wort lebendig macht. Wir erleben dann die Wahrheit von Hebräer 4:12: Dieses Wort ist „lebendig, wirksam, schärfer als ein doppelschneidiges Schwert…“

Dagegen sind Bilder, Fotos etc. selten ohne Interpretation „sprechend“. Selbst ein so ausdrucksstarkes Bild wie Rembrandts „Heimkehr des verlorenen Sohnes“ kann man nur verstehen, wenn man die entsprechende Geschichte aus dem Lukas-Evangelium, Kapitel 15, kennt. Und bei allem Respekt vor der Schönheit dieses Bildes und dem künstlerischen Genie des Malers, der es wirklich geschafft hat, vieles aus dieser Erzählung in dem Bild darzustellen: Der Erzähltext enthält trotzdem noch manches, was das Bild nicht ausdrücken kann.

Ein klar formulierter Satz sagt mehr als tausend Bilder. Auf dieser Webseite finden Sie daher auch Zitate, Aphorismen, Begriffsdefinitionen, die das beweisen. Dagegen sehr bewusst keine Bilder.

Joseph Weizenbaum, ein Pionier der Informationstechnik, sagte einmal: „Das Fernsehen ist die größte kulturelle Katastrophe, die die Erde in der Zeit, an die wir uns erinnern können, erlebt hat“. Diese Aussage war, als er sie machte, sicher korrekt. Da gab es noch kein Netflix, Facebook, Instagram, Tiktok etc. Zeitlos gültig ist seine weitere Aussage: „Die höchste Priorität ist es, den Kindern Sprache beizubringen.“

Der Bibelausleger William MacDonald schrieb: „Das Fernsehen ist eine der Hauptursachen für den geistlichen Niedergang unserer Tage“. Auch diese Aussage stammt aus einer Zeit, als es die asozialen Netzwerke noch nicht gab. Man sieht also, schlimmer geht immer.

Die Sprachkompetenz vieler Menschen, gerade auch in unserer deutschen Muttersprache, hat in den letzten Jahrzehnten erschreckend abgenommen. Anglizismen, schlampiger Umgang mit der Grammatik und vor allem Gendersprech zerstören die Sprache zunehmend. Man fühlt sich an George Orwells Roman „1984“ erinnert: Die Sprachzerstörung ist ein bewusst eingesetztes Mittel, um es den Menschen unmöglich zu machen, klar und kritisch zu denken.

Ich möchte leidenschaftlich zum Lesen herausfordern. Als Christen sollten wir natürlich die Bibel eifrig studieren – sie ist das Wort Gottes, keine andere Informationsquelle ist mit ihr vergleichbar. Die Begeisterung für das Wort Gottes, die etwa im Psalm 119 zum Ausdruck kommt, ist leider auch bei vielen Christen nicht mehr wirklich vorhanden.

Aber auch andere geistliche, vor allem apologetische Literatur ist entscheidend wichtig, damit wir, wie oben von Holthaus formuliert, uns von den Denkvorgaben und Denkvoraussetzungen einer gottlosen Gesellschaft lösen und verstehen können, wie Gott unser Leben gestalten will.

Daher enthält diese Webseite viele Buchzusammenfassungen. Meine Hoffnung ist, dass sie appetitanregend wirken, so dass Sie selbst diese Bücher lesen. Sicher entdecken Sie dabei noch manches was meine sicher subjektiven Zusammenfassungen nicht enthalten.

Erste Priorität dieser Webseite ist es nicht, tagesaktuell zu sein. Der Fokus liegt vielmehr auf Wahrheiten und Gedanken, die vielleicht schon recht alt, aber dennoch nach wie vor bedeutsam sind. Wahrheit ist entweder ewig wahr, oder sie ist keine Wahrheit. Mit den Worten von C.S. Lewis: „Was nicht ewig ist, ist ewig unmodern“.

Das Wort Gottes spricht den Menschen als Ganzes an: Verstand, Wille und Gefühl. Das Gefühl darf dabei nicht tonangebend sein.

Das Wort Gottes hat Vorrang vor Weissagungen, „Impulsen“, „Visionen“ etc. – es allein ermöglicht uns, alles andere richtig einzuordnen. „Prüft alles, behaltet das Gute.“ (1. Thess. 5:21). Prüfen ist aber nur möglich, wenn wir dafür einen Maßstab haben, und das ist das Wort Gottes.

1. Timotheus 3:15-17:
„Du bist von frühester Kindheit an mit den heiligen Schriften vertraut, die dir die Weisheit vermitteln können, die zur Rettung nötig ist – zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus. Die ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt. Ihr Nutzen ist entsprechend: Sie lehrt uns die Wahrheit zu erkennen, überführt uns von Sünde, bringt uns auf den richtigen Weg und erzieht uns zu einem Leben, wie es Gott gefällt. Mit der Schrift ist der Mensch, der Gott gehört und ihm dient, allen seinen Aufgaben gewachsen und zu jedem guten Werk gerüstet.“ (NeÜ)
Entscheidend, und für unser Glaubensleben ausreichend, ist also das in der Bibel uns geoffenbarte Wort Gottes.

Die Verringerung der Sprachkompetenz zeigt sich auch im christlichen Liedgut. Paul Gerhardt konnte noch Lieder mit 18 Strophen dichten, da wiederholte sich nichts. Manche heutigen Lieder sind eher arm an Text und Aussage, um so reicher an Wiederholungen.
Die in den Liedern enthaltenen Aussagen sind in manchen Fällen auch fragwürdig. Oft wird unreflektiert etwas gesungen, was nicht wirklich zur biblischen Botschaft passt. Hier drei Beispiele:

1) „Herr ich komme zu Dir… Gib mir ein neues, ungeteiltes Herz“.
Das ist sehr gut, wenn jemand sich zu Jesus bekehrt. Wenn man es aber ganz allgemein als „Lobpreislied“ singt (was es von seinem Inhalt her gar nicht ist), passt das nicht wirklich. Hierzu ein Zitat von Wolfram Kopfermann, aus seinem sehr empfehlenswerten Buch „Heiligung – Teilhabe an Gottes neuer Schöpfung“, S 81:
„Wann hören die Gebete um ein neues Herz, teilweise unter Handauflegung, in charismatischen Kreisen auf? Gläubige sind dabei zu behaften, dass sie mit der Wiedergeburt ein neues, gehorsamsorientiertes Herz empfangen haben, dass der Heilige Geist in ihnen wohnt und am Werk ist! Wann werden jene Lobpreislieder aus dem Verkehr gezogen, mit denen Christen – wörtlich oder der Sache nach – Gott um ein neues Herz bitten? Unser neues Herz hat nach Paulus einen Namen, nämlich ‚Christus in mir‘…“

2) „Komm, jetzt ist die Zeit, wir beten an“. Eine Aussage darin ist: „Jede Zunge wird Dich bekennen als Gott. Jeder wird sich beugen vor Dir. Doch der größte Schatz bleibt für die besteh’n, die jetzt schon mit Dir geh’n.“ Das ist eine erschreckende Verharmlosung! Wer nämlich nicht „jetzt schon mit Jesus geht“, ist und bleibt in der Gottesferne!! Die Aussage aus Philipper 2 muss im Kontext des Römischen Reichs verstanden werden: Da mussten sich die besiegten Gegner vor den Römern beugen; dann wurden sie entweder getötet oder in die Sklaverei verkauft. Wer also nicht jetzt schon mit Jesus geht, verliert nicht nur „den größten Schatz“, sondern alles! Auf ihn wartet nicht das ewige Leben, sondern das ewige Unleben!!

3) In dem Segenslied: https://martinpepper.de/gott-segne-dich/
heißt es: „Ich wünsch dir Gottes Segen, entfalte alles, was du in dir spürst,…“
Das ist eine möglicherweise gefährliche Aufforderung. Auch wenn wir sehr wohl ein neues Herz haben (siehe 1)) bedeutet das leider nicht, dass wir nur immer genau das spüren, was Gott will, sondern wir müssen damit rechnen, dass Satan uns zum Bösen verleiten will. Es muss also nicht zwangsweise immer eine gute Idee sein, zu entfalten, was wir spüren.

Es ist wichtig, auch im Hinblick auf Lieder, zu denken, statt gedankenlos zu singen, weil sich etwas „gut anfühlt“.