C.S. Lewis
C.S. Lewis hat vieles geschrieben, was mir sehr geholfen hat, wichtige Aspekte des christlichen Glaubens besser zu verstehen, und sie auch besser begründen zu können. Seine Bücher sind nach wie vor sehr lesenswert!
Die folgenden Texte sind im Wesentlichen Zitate aus den folgenden Büchern:
Pardon, ich bin Christ
Jeder Mensch weiß im Grunde, was gut und böse ist, er hat ein moralisches Gesetz in sich, an dem er auch andere misst – aber er selbst hält sich nicht daran!
Dass uns dieses moralische Gesetz bewusst ist, lässt sich nicht materialistisch begründen. Somit ist diese Tatsache ein Argument für den Glauben an Gott.
Demnach gibt es eine unsichtbare Macht, die uns zum Guten anhalten will, aber wir gehorchen ihr nicht – also muss diese Macht uns doch hassen??
Das Christentum ist eine kämpfende Religion. Es glaubt, dass vieles falsch läuft und Gott es wieder in Ordnung bringen will.
Meine Argumente gegen den Glauben beruhten darauf, dass ich die Welt als ungerecht empfand. Aber wer gab mir dieses Empfinden? Woher hatte ich meine Vorstellung von gerecht und ungerecht? Wenn die ganze Welt tatsächlich ohne Sinn und Verstand wäre, wäre uns das gar nicht bewusst. Gäbe es kein Licht und keine Augen, die es sehen könnten, würden wir niemals wissen, dass es dunkel ist. Dunkel wäre dann ein sinnloses Wort.
Man kann Gott nicht vorwerfen, dass er uns die Möglichkeit gegeben hat, Böses zu tun. Denn er wollte eben mehr als Marionetten oder Tiere. Eine Kuh ist in ihren Möglichkeiten, Gutes oder Böses zu tun, sehr beschränkt. Ein Hund schon etwas weniger, ein Kind kann schon deutlich mehr Gutes oder Schlechtes tun als ein Hund, und ein Erwachsener noch mehr. Je mehr Fähigkeiten ein Wesen hat, desto mehr kann es sie zum Guten oder Schlechten benutzen.
Die „menschliche Maschine“ wurde von Gott so konstruiert, dass sie ohne ihn nicht läuft. Deshalb ist es sinnlos, ihn zu bitten, dass er uns glücklich machen soll, ohne dass wir nach ihm fragen. Er kann uns kein Glück und keinen Frieden geben, die von ihm selbst getrennt sind – denn das gibt es einfach nicht!
In der Menschheitsgeschichte wiederholt sich immer wieder die folgende Tragödie:
Die Menschen bemühen sich redlich um das Gute, es entstehen beeindruckende Zivilisationen, aber immer wieder geht das Ganze schief. Es kommen früher oder später gerade die ichbezogenen und grausamen Menschen an die Macht, und alles sinkt in Elend und Verfall zurück. Der Motor spuckt. Er scheint zunächst ordentlich anzuspringen, läuft ein paar Sekunden, und dann setzt er aus. Weil man ihn mit dem falschen Kraftstoff in Gang zu setzen versucht.
Und das gilt auch für den Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen: hoffnungsvolle Anfänge und bitteres Scheitern.
Was hat Gott getan, wie hat er auf unser Dilemma reagiert? Zunächst hat er uns das Wissen um Recht und Unrecht gegeben. Dann offenbarte er sich dem Volk Israel, das er sich überhaupt erst als Volk schuf. In den Geboten und der Geschichte dieses Volkes brachte er manches von sich zum Vorschein.
Und dann wurde er selbst Mensch. Wie Jesus auftrat, war ja unerhört: Er vergab Sünden, das heißt er tat so, als ob alles Unrecht, das je geschehen war, ihm geschehen war, als ob die Menschen an ihm schuldig geworden seien. Er sprach Menschen die Vergebung zu, ohne erst mal all die zu fragen, die Unrecht erlitten hatten. Das ist nur dann verständlich, wenn er wirklich Gott ist, dessen Gesetze gebrochen wurden. Deshalb ist es unsinnig, von Jesus zu sagen, er wäre nur ein großer Morallehrer gewesen. Wir müssen uns entscheiden: Entweder er war Gottes Sohn, oder er war ein Idiot oder Schlimmeres. Seine Feinde hatten das sehr gut verstanden. Man kann ihn als Geisteskranken oder als Dämon ansehen. Oder man kann ihm zu Füßen fallen und ihn Herr und Gott nennen. Aber man kann ihn nicht mit gönnerhafter Herablassung als großen Lehrer der Menschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht, und diese Möglichkeit hat er uns nie gelassen.
Umkehr zu Gott bedeutet: die Waffen niederlegen, sich ergeben, bereuen, einsehen, dass wir auf dem falschen Weg sind, und bereit sein, völlig neu zu beginnen. Es bedeutet, allen Eigendünkel und Eigenwillen abzulegen. Es braucht einen guten Charakter, um bereuen zu können. Und genau da liegt der Haken. Nur ein böser Mensch muss umkehren, aber nur ein guter Mensch kann wahrhaft bereuen. Je schlechter wir sind, desto mehr sollten wir unser Tun bereuen, und desto weniger können wir es. Und genau hier springt Jesus (und in ihm Gott selbst) für uns in die Bresche. Gott möchte uns zu etwas verhelfen, was wir nicht wollen und von uns aus nicht können, nämlich umkehren, um Vergebung bitten, kapitulieren. Gott selbst muss genau dieses nicht tun, es ist seinem Wesen fremd – aber indem er in Jesus Mensch wird, kann er es für uns tun, und wir können nun, wie in der Bibel ausgeführt, „in ihm“ sein, an dem teilhaben, was er tat.
Die aus biblischer Sicht schlimmste Sünde ist Hochmut, denn dieser kommt direkt von Satan!
Will man feststellen, wie hochmütig man selbst ist, muss man sich nur fragen: Wie sehr kränkt es mich, wenn andere mich abweisen, mich übergehen, sich selbst vordrängen, mich von oben herab behandeln oder sich aufspielen?
Gott ist uns in jeder Hinsicht unendlich überlegen. Nur wenn wir unsere Nichtigkeit Gott gegenüber anerkennen, wissen wir, wer Gott ist. Der Hochmütige schaut immer auf Menschen herab, aber solange wir herabschauen, können wir nicht sehen, was über uns ist.
Der wahrhaft demütige Mensch ist kein kriecherischer Typ, der uns ständig erzählt, dass er völlig unbedeutend sei. Er wird eher den Eindruck eines aufgeschlossenen und heiteren Menschen machen, der sich wirklich für uns interessiert. Er wird nicht über die Demut nachdenken, sondern sich selbst nicht so wichtig nehmen.
Liebe ist kein Zustand des Fühlens, sondern des Wollens. Wir sollen uns nicht lange fragen, ob wir unseren Nächsten lieben, sondern so handeln, als ob wir ihn lieben. Wenn wir einen uns unangenehmen Menschen schlecht behandeln, wird er uns noch unangenehmer werden. Wenn wir ihm hingegen etwas Gutes tun, wird er uns weniger unsympathisch werden.
Gut und Böse vermehren sich mit Zinseszinsen. Darum sind unsere kleinen, alltäglichen Entscheidungen so folgenschwer.
Aus der Geschichte erkennt man, dass gerade die Leute, die die stärkste Hoffnung auf die Ewigkeit hatten, der Welt am stärksten ihren Stempel aufdrückten: Die Apostel, die Reformatoren, die englischen Protestanten, die den Sklavenhandel abschafften. Kirchen ohne echte Hoffnung auf Gottes Zukunft sind auch ohne Wirkung in dieser Welt. Wer nach dem Himmel strebt, dem wird die Erde in den Schoß fallen, wer nach der Erde strebt, dem gehen Himmel und Erde verloren. Das Verlangen nach Ewigkeit ist in unserem Herzen, es wird durch nichts in dieser Welt wirklich gestillt. Auf diese Tatsache reagieren Menschen sehr verschieden:
- Die Schuld beim anderen suchen – es mit der nächsten Frau, der nächsten Arbeitsstelle, dem nächsten Hobby…. versuchen
- „Nüchternheit“ – man findet sich mit dem Gegebenen ab, ohne mehr zu wollen
- Der Glaube: Für jedes Verlangen gibt es eine Befriedigung. Wenn es in uns ein Verlangen gibt, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, heißt das, dass der Mensch für eine jenseitige Welt geschaffen ist.
Glaube ist die Fähigkeit, an Überzeugungen festzuhalten, allen Emotionen zum Trotz.
Der Mensch unterschätzt das Ausmaß seiner Sündhaftigkeit, solange er nicht ernsthaft versucht hat, gut zu sein. Niemand kann eine echte Beziehung zu Gott finden, der seinen eigenen Bankrott vor Gott noch nicht erkannt hat.
Erschaffen und Zeugen – Nur Gottes Geschöpf oder auch Gottes Kind?
Der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen – d.h. eine Art Statue Gottes. Aber wie eine Statue eben leblos, d.h. der Mensch hat zwar biologisches, aber kein göttliches, ewiges Leben in sich. Dazu muss er ein von Gott gezeugter, ein Wiedergeborener werden.
Theologie: Während man in den Naturwissenschaften Instrumente braucht, etwa Mikroskope, die unabhängig von der Person des Wissenschaftlers sind, ist das Instrument, mit dem man Gott erkennt, das eigene Selbst.
Der Satan schickt uns die Irrtümer immer paarweise, in Paaren von Gegensätzen. Dabei baut er auf unseren Widerwillen gegen den einen Irrtum, um uns schrittweise in den anderen hineinzuziehen.
Die Menschen beurteilen einander nach ihren äußeren Handlungen. Gott beurteilt sie nach ihren moralischen Entscheidungen. Mancher, der ein netter Mensch zu sein scheint, hat aus seinen guten Anlagen und seiner guten Erziehung so wenig gemacht, dass er schlimmer ist als ein anderer, der uns weniger nett zu sein scheint.
Ich werde nicht dadurch zu einem unbeherrschten Menschen, dass mich jemand plötzlich reizt. Sondern meine Reaktion zeigt, welch ein unbeherrschter Mensch ich bin. Meine Handlungen kann ich bis zu einem gewissen Grad kontrollieren, nicht aber mein Temperament. Die Veränderung, die ich am dringendsten brauche, kann ich nicht durch eigene, direkte, von meinem Willen gesteuerte Anstrengung hervorbringen. Alles, was in der eigenen Seele getan werden muss, kann allein von Gott getan werden.
Im traditionellen Sinn religiöse Menschen geben Gott etwas (Nettigkeit, Einhalten von Regeln, Geld…), in der Hoffnung, dass dann für sie selbst noch genug übrig bleibt. Jesus ist anders, er sagt: „Wer sein Leben behalten will, wird es verlieren“ – er will uns ganz!
Ist Christsein schwer oder leicht?
Aus unserer eigenen, menschlichen Kraft ist es nicht nur schwer, sondern unmöglich. Solange wir unser altes Ich behalten wollen, kann Christsein nicht funktionieren.
Jesus möchte sein Leben in uns leben, weniger wäre zu wenig. Das Joch wird sanft und die Last leicht, sobald wir uns ihm überlassen – dann wird Christsein leicht, oder besser gesagt, überhaupt erst möglich.
Das Einzige, das wir behalten können, ist das, was wir Gott aus freien Stücken geben. Was wir für uns behalten wollen, verlieren wir mit Sicherheit.
Ein neuer Mensch zu werden bedeutet, alles zu verlieren, was wir jetzt unser Selbst nennen. Es ist sinnlos, ohne Christus man selbst sein zu wollen. Je mehr ich mich ihm widersetze und versuche, unabhängig zu leben, desto mehr werde ich von meiner Erbanlage, meiner Erziehung, meiner Umgebung und meinen natürlichen Trieben beherrscht. Erst wenn ich mich zu Christus hinwende, wenn ich mich selbst aufgebe, fange ich an, meine eigene Persönlichkeit zu besitzen. Verlier dein Leben, und du wirst es retten. Unterwirf dich jeden Tag dem Tod, dem Tod deiner Ambitionen und Lieblingswünsche, und dem Tod deines ganzen Körpers am Ende, und du wirst das Ewige Leben finden. Nichts, was du nicht weggegeben hast, wird dir jemals wirklich gehören. Nichts in dir, das nicht gestorben ist, wird je von den Toten auferstehen. Sieh auf dich selbst, und du wirst auf die Dauer nur Hass und Verzweiflung, Einsamkeit, Zorn, Auflösung und Verfall finden. Doch schau auf Christus, und du wirst ihn finden, und alles andere als Zugabe in ihm.
Gott sagt uns: „Die einzige Hilfe, die ich euch geben will, ist, vollkommen zu werden. Vielleicht willst du weniger – aber weniger will ich nicht geben“.
Stellen wir uns vor, wir seien ein lebendiges Haus. Gott möchte es umbauen. Er bessert nicht nur die Schäden aus, von denen wir einsehen, dass sie behoben werden müssen. Nein, er baut es radikal um, er macht aus dem Haus einen Palast, in dem er selbst leben möchte. Das Gebot „Seid vollkommen“ ist keine idealistische Phrase. Es ist auch kein Befehl, das Unmögliche zu tun. Er selbst wird aus uns nämlich Geschöpfe machen, die diesem Gebot Folge leisten können. Wenn wir uns ihm nicht widersetzen, wird er auch die Schwächsten und Scheußlichsten unter uns in ein blendendes, strahlendes, unsterbliches Geschöpf verwandeln, voll Kraft und Freude, Weisheit und Liebe. Wir werden ein leuchtender, fleckenloser Spiegel sein, der Gottes unbegrenzte Macht, Freude und Güte reflektiert.
Hätten wir gelernt, richtig in unseren Herzen zu lesen, dann wüssten wir, dass in uns ein heftiges Verlangen ist, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann.
Es gibt vieles auf dieser Erde, das diesem Verlangen gerecht zu werden scheint, aber es bleibt immer ein Rest von Enttäuschung.
Die Sehnsucht, die uns ergreift:
- wenn wir uns zum ersten Mal verlieben
- wenn wir an ferne Länder denken
- wenn wir am Anfang eines interessanten Studiums stehen
Sie wird durch keine Ehe, keine Reise und kein Studium wirklich gestillt.
Ich spreche hier nicht von unglücklichen Ehen, verpfuschten Ferien oder verpatzten Karrieren, nein, ich spreche von den besten, die es geben kann.
Da war etwas; und im ersten Erwachen der Sehnsucht wollten wir danach greifen und es festhalten.
Doch immer wieder entgleitet es unseren Händen.
Ich denke, jedermann weiß aus eigener Erfahrung, wovon ich rede.
Die Gattin mag eine vorzügliche Frau, das Hotel und die Aussicht können großartig und der Beruf des Chemikers mag eine wirklich interessante Sache sein.
Und trotzdem haben wir das Gefühl, dass etwas fehlt.
Gott bietet uns Sahnetorte an und wir erfreuen uns an Matschkuchen. Er verspricht uns himmlische und ewige Freude und Glück im Übermaß, und wir geben uns mit irdischem Müll zufrieden.
Der Herr empfindet unsere Sehnsüchte nicht als zu stark, sondern als zu schwach. Wir halbherzigen Geschöpfe spielen mit Alkohol und Sex und Ehrgeiz herum, wo uns doch unendliche Freude angeboten wird. Wir sind viel zu leicht zufrieden zu stellen.
Gott will das Herz eines Kindes, aber den Kopf eines Erwachsenen.
Was man Liebe nennt
Es gibt drei Arten von Liebe:
- Bedürftige Liebe
Zum Beispiel braucht ein Kind seine Mutter. „Gottes zu bedürfen ist des Menschen höchste Vollkommenheit“. Das ist also erst mal nicht negativ, kann aber egoistisch sein, wenn man nämlich den vergisst, der einem Liebe gegeben bzw. geholfen hat. - Schenkende Liebe. Wie etwa die Liebe Gottes uns gegenüber, und von Eltern gegenüber Kindern. Sie ist dann problematisch, wenn Menschen hiermit ein Abhängigkeitsverhältnis begründen.
- Bewundernde Liebe: Z.B. Patriotismus, oder: den Anderen achten, ohne ihn zu begehren.
Freundschaft ist die am wenigsten „natürliche“ und „notwendige“ Art von Liebe.
Liebende stehen sich gegenüber, Freunde stehen Seite an Seite.
Liebende reden über ihre Liebe, Freunde nicht über ihre Freundschaft.
Freundschaft ist nicht auf zwei Personen beschränkt, und nicht anfällig für Eifersucht – ein weiterer Freund kann die Gemeinschaft bereichern.
Freundschaft braucht einen Inhalt, etwa eine gemeinsame Überzeugung, oder Leidenschaft.
Andere, z.B. auch Vorgesetzte, sehen kleine Freundeskreise oft kritisch, weil sie eine Verschwörung befürchten. Ebenso wird sie von Gleichmachern nicht geschätzt, denn sie impliziert eine Auswahl.
Freundschaft macht gute Menschen besser, schlechte schlechter.
Lieben heißt, verletzlich sein. Liebe irgend etwas, und es wird dir bestimmt zu Herzen gehen oder gar das Herz brechen. Wenn Du ganz sicher gehen willst, dass deinem Herzen nichts zustößt, dann darfst du es nie verschenken. Umgib es sorgfältig mit Hobbys und kleinen Genüssen, meide alle Verwicklungen, verschließ es sicher im Schrein oder Sarg deiner Selbstsucht. Aber in diesem Schrein – sicher, dunkel, reglos, luftlos – verändert es sich. Es bricht nicht, es wird unzerbrechlich, undurchdringlich, unerlösbar. Die Alternative zum Leiden, oder wenigstens zum Wagnis des Leidens, ist die Verdammnis. Es gibt nur einen Ort außer dem Himmel, wo wir vor allen Gefahren und Wirrungen der Liebe vollkommen sicher sind: die Hölle.
Was nicht ewig ist, ist auf ewig veraltet
Die große Scheidung
Zitate:
„Die Verlorenen leben nach dem Motto: ‚lieber in der Hölle herrschen als im Himmel dienen‘ (John Milton). Es gibt immer etwas, was sie unbedingt behalten wollen, selbst um den Preis des äußersten Elends. Es gibt immer etwas, was sie der Freude vorziehen – das heißt, der Wirklichkeit. Denken Sie an ein Kind, das lieber das Spiel und das Abendessen verpasst, als zu sagen: Es tut mir Leid.“
„Es gibt nur zwei Arten von Menschen: die, die zu Gott sagen: Dein Wille geschehe, und jene, denen Gott am Ende sagt: Dein Wille geschehe. Alle, die in der Hölle sind, haben sie gewählt. Ohne diese eigene Wahl könnte es keine Hölle geben. Keine Seele, die ernsthaft und beständig nach der Freude verlangt, wird sie entbehren. Wer sucht, der findet. Wer anklopft, dem wird aufgetan.“
„In der tiefsten Hölle hat der Mensch kein Interesse mehr an Gott, sondern nur an dem, was er über Gott zu sagen hat.“
„Entweder muss der Tag kommen, an dem die Freude sich durchsetzt und alle Verursacher des Elends nicht mehr fähig sind, sie zu trüben, oder die Urheber des Elends können für alle Ewigkeit anderen das Glück zerstören, das sie für sich selbst zurückweisen.
Ich weiß, es klingt großartig, wenn einer sagt, dass er keine Erlösung annehmen will, die auch nur ein Geschöpf draußen im Dunkeln lässt. Aber hüten sie sich vor dieser Sophisterei, sonst machen sie einen Hund im Zwinger zum Tyrannen des Universums.“
„Jeder Versuch, die Gestalt der Ewigkeit anders als durch die Linse der Zeit zu sehen, zerstört Ihr Wissen um die Freiheit. Nehmen Sie die Prädestinationslehre, die – durchaus zutreffend – zeigt, dass die ewige Wirklichkeit nicht auf irgend eine Zukunft wartet, in der sie dann Wirklichkeit wird. Dafür hat diese Lehre aber die Freiheit abgeschafft, die jedoch die tiefere Wahrheit von beiden ist.“
Gott auf der Anklagebank
Kapitel 1: Wunder
Mit Erfahrungen und Erlebnissen kann man nichts „beweisen“ – Die Deutung von Erlebnissen hängt immer von unseren Denkvoraussetzungen ab. Damit wir Wunder wahrnehmen können, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:
Erstens müssen wir glauben, dass der Natur eine normale Beständigkeit / Naturgesetzlichkeit innewohnt.
Und zweitens, dass es jenseits dieser Natur eine weitere Wirklichkeit gibt. Diesem Übernatürlichen gehören wir selbst auch an: Um denken zu können, müssen wir für unser eigenes Denkvermögen eine Zuständigkeit beanspruchen, die unglaubhaft wäre, wenn unsere Gedanken nur eine Funktion des Gehirns, d.h. von physiologischen Vorgängen wäre.
Denken ist mehr als ein physiologischer Vorgang: Wer sich ein Bild vom Wesen der Natur macht, bezieht damit einen Standpunkt außerhalb von ihr.
Viele erkennen nicht, dass die Naturgesetze ihrem Wesen nach anders sind als die Gesetze des logischen Denkens. Darum meinen sie, dass Wunder zu einem logischen Widerspruch führen würden – als ob es ein und dasselbe wäre, von Auferstehung zu reden, wie zu sagen, 2 + 2 = 5.
Als Jesus nach der Auferstehung den Jüngern erschien, dachten sie, sie sähen einen Geist. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass es mehr Dimensionen gibt als die, die wir Menschen wahrnehmen können, und dass Jesus aus anderen Dimensionen zu ihnen kam. Bzw. aus einer Welt, die überräumlich ist, und doch nicht körperlos, sondern die Körper enthält.
Wenn wir unter „natürlich“ alles verstehen, was sich in eine Kategorie einordnen lässt, was einer Norm entspricht, vergleichbar ist, sich durch andere Faktoren erklären lässt, dann ist die Natur selbst als Ganzes nicht natürlich. Dann ist das Universum ein einziges großes Wunder.
Ein Hauptziel der Wunder („Zeichen“!) Jesu war es, auf dieses große Wunder hinzuweisen. Sie zeigen, dass unsere Erklärungen einzelner Ereignisse keine wirklichen Erklärungen sind, denn wir leiten sie ja aus dem unerklärten Gegebenen ab. Sie wollen neugierig machen, hinter das Bedingte zurückzufragen nach dem Unbedingten, dem absoluten Sein.
Kapitel 2 Christliches Dogma und naturwissenschaftliches Weltbild
Schon Ptolemäus wusste, dass die Erde im Verhältnis zum gesamten Universum äußerst klein ist. Früher war das nie ein Argument gegen den christlichen Glauben, erst in letzter Zeit wurde es zu einem solchen gemacht. Größe und Wert sind voneinander unabhängig.
Die Lehre von der Menschwerdung Gottes würde sich mit unserem Wissen um die Weite des Universums nur dann nicht vertragen, wenn wir zugleich wüssten, dass es in ihm noch andere Arten vernunftbegabter Wesen gibt, die wie wir gefallen sind und Rettung nötig haben, ohne dass sie ihnen zuteil wird.
Die christliche Lehre, dass Gott Liebe ist und dass er die Menschheit erwählt hat, ist eine positive Zusage an uns, aber es ist keine erschöpfende Darstellung Gottes. Wir wissen, dass er mehr sein muss, als wir begreifen können. Darum ist es verständlich, dass uns vieles unverständlich bleibt.
Die Offenbarung Gottes möchte dem gefallenen Menschen in seiner dringendsten Not helfen – sie möchte ihm keine erschöpfende Antwort auf alle Fragen geben.
Was die Natur eigentlich ist, entzieht sich unserem Wissen.
Der christliche Glaube muss sich nicht „weiterentwickeln“ – er ist unabhängig vom Fortschritt unseres Wissens über die Natur.
Laut dem 20. Kapitel der Johannes-Offenbarung werden Himmel und Erde entfliehen – wir werden Gott gegenüberstehen, genau so nackt und ungeschützt wie Adam. Und weil uns diese Begegnung unausweichlich bevorsteht, und sie entweder Freude oder grauenvollen Schrecken über uns bringen wird, gibt es im Leben nichts Wichtigeres, als uns darauf zu freuen. Das ist unsere erste und größte Lebensaufgabe.
Kapitel 5 Naturgesetz oder Gottes Wille?
Naturgesetze können bestimmte Vorgänge nur beschreiben, sie aber nicht erklären, d.h. sie können sie weder verursachen, noch ihre eigentliche Ursache angeben. Genau wie Rechenregeln zwar erlauben, zu berechnen, wie viel Geld auf dem Konto ist. Aber diese Rechenregeln selbst bringen keinen einzigen Euro auf das Konto.
Naturgesetze können nichts beitragen zur Klärung der Grundfrage nach der Existenz der Welt.
Kapitel 7 Mensch oder Kaninchen?
Die Frage, ob man nicht ein guter Mensch sein könne, ohne Christ zu sein, verrät ein völliges Desinteresse an der Wahrheit. Als Mensch muss man aber doch eigentlich nach der Wahrheit fragen. Wenn die Bibel nicht die Wahrheit sagt, kann man ihr auch dann nicht glauben wollen, wenn sie nützlich wäre. Ist sie aber wahr, ist ihr auch dann zu glauben, wenn mir das keinen Nutzen bringt.
Wenn ich die Wahrheit nicht glauben und kennen will, werden meine moralischen Maßstäbe in bestimmten Fragen verkehrt sein, und ich werde trotz bester Absicht Schaden anrichten.
Wer diese Frage stellt, hat offenbar die biblische Botschaft kennen gelernt und ist sich nicht sicher, dass sie falsch ist – sonst würde er die Frage gar nicht stellen. Dann steht hinter der Frage aber die Furcht sich festlegen zu müssen, man fürchtet sich vor den Konsequenzen der Wahrheit. So wie jemand, der trotz Schmerzen nicht zum Arzt geht, weil er sich vor der Diagnose fürchtet. Er lebt dann aber in einem unaufrichtigen Irrtum, und wird vage und unbeständig sein in seinem Verhalten.
Die Größe der biblischen Botschaft fordert heraus: entweder sie ist wahr, dann muss man sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, oder sie ist unwahr, dann muss man diesen gewaltigen Schwindel mit aller Kraft bekämpfen.
Sittliche Vollkommenheit ist:
1) etwas, was wir nicht einmal erkennen können ohne die Wahrheit der Bibel
2) etwas, was wir aus uns nie schaffen können ohne die Kraft Gottes
Gott geht es nicht um unser Bemühen, sondern um eine Neuschöpfung – wir müssen von neuem geboren werden.
Kapitel 8 Wenn nur ‚X‘ sich ändern würde
Wenn wir erleben, dass unsere guten Pläne immer an irgendwelchen Eigenschaften und dem Verhalten naher Mitmenschen scheitern, kann uns das ein wenig verstehen lassen, wie Gott empfinden muss, wenn sündige, eigensinnige Menschen ständig SEINE Pläne durchkreuzen. Außerdem müssen wir uns bewusst machen, dass auch die guten Pläne anderer scheitern, und zwar an uns.
„Auch du hast verhängnisvolle Eigenschaften, dunkle Punkte in deinem Wesen, die bei anderen genau dasselbe Gefühl verzweifelter Ohnmacht hervorrufen, das du selbst wegen ihrer Fehler so gut kennst… und vielleicht haben andere schon versucht, mit dir darüber zu reden, aber du konntest oder wolltest es nicht verstehen. Vielleicht ist viel von dem, was du ihre Nörgelei oder schlechte Laune nennst, nur ihr Versuch, dir die Wahrheit beizubringen. Und selbst diejenigen deiner Fehler, um die du weißt, nimmst du wohl viel zu leicht“.
Positive Veränderung fängt damit an, dass wir einsehen:
1) dass wir selbst nicht besser sind
2) dass Gott uns trotzdem immer noch liebt
Der einzige Mensch, den du direkt und unmittelbar ändern kannst, bist du selbst.
Niemand, nicht einmal Gott selbst in all seiner Macht, kann aus X einen glücklichen Menschen machen, solange X neidisch, ichbezogen und boshaft bleiben WILL. Und du kannst sicher sein: Es gibt auch bei dir Dinge, die dich in Ewigkeit unglücklich machen, und nicht einmal Gott kann dich davor bewahren, wenn sich bei dir nichts ändert. Solange du diesen Dingen Raum lässt, gibt es für dich genauso wenig einen Himmel wie Musik für einen Gehörlosen. Nicht dass Gott einen Menschen in die Hölle schickt. Nein, sondern im Herzen eines jeden von uns wächst etwas heran, was ganz von selbst unsere Hölle wird – wenn wir Gott nicht erlauben, es mit Stumpf und Stiel auszurotten. Das ist eine ernste Sache. Darum wollen wir uns doch gleich jetzt in Gottes Hand geben, heute noch, in dieser Stunde.
Kapitel 9 Was sollen wir mit Jesus Christus anfangen?
Jesus erhob einen Anspruch, den kein Religionsgründer erhob, nämlich Gott zu sein. Es ist nicht plausibel, dass dies erst später seine Jünger von ihm behauptet hätten, denn sie waren Juden und somit Anhänger des strengstmöglichen Ein-Gott-Glaubens.
Wunder
II Der Naturalist und der Supranaturalist
Jeder stimmt zu, dass es etwas geben muss, das aus sich selbst heraus existiert. Die Frage ist nur, ob ALLES aus sich selbst heraus existiert (das ist die Position des Materialismus, bzw. auch des Pantheismus), oder nur „etwas“, und alles andere ist von diesem einen abgeleitet – also von einem Gott, der außerhalb der Natur steht und sie geschaffen hat.
III Die Hauptschwierigkeit des Naturalismus
Der reine Materialismus widerlegt sich selbst, denn: Wenn die Prozesse meines Verstandes völlig von den Zellen in meinem Gehirn bestimmt werden, ist die Annahme, dass meine Ansichten richtig sind, unbegründet – und dann ist auch die Annahme unbegründet, dass meine Gedanken nur von den Zellen des Gehirns abhängen.
V Eine weitere Schwierigkeit des Naturalismus
Man kann nicht beweisen, dass es keine Beweise gibt.
Kein Mensch kann alle moralischen Urteile zurückweisen mit dem Argument, diese seien nur eine Illusion und von chemischen Prozessen im Menschen abhängig. Man hat zwar versucht, mit solchen Argumenten die gängige (christliche) Moral zu unterminieren, aber nur, um eine andere an ihre Stelle zu setzen, was inkonsequent ist, denn keine Moral lässt sich naturalistisch begründen. Andererseits kann kein Mensch sich von allen moralischen Urteilen frei machen.
Das bedeutet aber: Unsere Vorstellungen von Gut und Böse müssen eine übernatürliche Quelle haben.
VI Einwände – und was wir darauf antworten.
Wenn eine so ungeheure Sache wie das Übernatürliche wirklich existiert – warum braucht man dafür überhaupt einen Beweis, warum ist es dann nicht völlig offensichtlich?
Wir machen uns das Naheliegendste oft am wenigsten bewusst. Wer durch ein Fenster nach draußen schaut, macht sich nicht bewusst, dass er ohne Fenster nicht sehen könnte, was draußen ist, noch, dass er Augen braucht, um etwas zu sehen.
Die Naturalisten waren damit beschäftigt, über die Natur nachzudenken – so sehr, dass sie vergaßen, dass sie DENKEN.
VII Ablenkungsmanöver
Der Glaube an Wunder ist nicht nur weit davon entfernt, auf der Unkenntnis der Naturgesetze zu beruhen, er ist überhaupt nur in dem Maß möglich, in dem diese Gesetze bekannt sind. Wer noch nicht bemerkt hat, dass die Sonne immer im Osten aufgeht, wird nichts Wunderbares daran finden, wenn sie eines Tages im Westen aufgeht.
VIII Das Wunder und die Naturgesetze
Göttliche Wunder brechen nicht die Naturgesetze („wenn A, dann B“), sondern sie ersetzen A durch A2. Sie führen neue Ereignisse ein. Danach wirken die Naturgesetze dann wie üblich: Übernatürlich war, dass Maria schwanger wurde, die Schwangerschaft und Geburt selbst waren dann normal. Übernatürlich war, dass aus Wasser Wein wurde, danach wirkte der Wein genau so (berauschend) wie immer.
XI Christlicher Glaube und „Religion“ (Pantheismus)
Haben wir den Mut zu sagen, Gott sei etwas Bestimmtes! Einst war er das Einzige. Aber er ist schöpferisch, er machte andere Dinge und lässt sie existieren. Doch er ist nicht diese anderen Dinge. Er ist nicht ein „allgemeines Sein“. Wäre er das, gäbe es keine Geschöpfe, denn die Allgemeinheit kann nichts schaffen. Er ist absolutes Sein insofern, als er allein aus sich selbst heraus existiert. Doch es gibt manches, das Gott nicht ist. Für die geschaffenen Dinge gilt: was sie sind, lässt sich unterscheiden von der Tatsache, dass sie sind. Bei Gott ist es anders. Er ist so randvoll von Existenz, dass er das Sein von Dingen verursachen kann – und zwar ein tatsächliches Anderssein als er selbst – und er kann somit die Aussage, er sei alles, Lügen strafen. Er erfindet, handelt, schafft – das räumt mit dem Vorurteil auf, er tue keine Wunder.
Mystiker wurden missverstanden: sie sagten einiges darüber, was Gott nicht ist – aber aus einer lebendigen Erfahrung heraus, sie wollten klar machen, dass unsere menschlichen Vorstellungen nicht ausreichen, ihn zu beschreiben. Er ist aber nicht weniger, sondern mehr: nicht unmateriell, sondern über-materiell, nicht unpersönlich, sondern überpersönlich.
Der Gott des Pantheisten tut und verlangt nichts. Es besteht nicht die Gefahr, dass Himmel und Erde eines Tages vor ihm fliehen werden.
XII Die Angemessenheit von Wundern
Manche Leute halten die Geschichte von Jesu Auferstehung für ein letztes verzweifeltes Mittel, um den Helden aus einer Situation zu retten, die dem Verfasser über den Kopf gewachsen ist. Tatsächlich geschah die Auferstehung aber, weil gerade sie das zentrale Thema der ganzen Geschichte ist.
Menschen glauben oft deshalb nicht an Wunder, weil sie meinen, das zentrale Thema der Geschichte seien Atome, Raum und Zeit, Wirtschaft und Politik. Was aber, wenn das gar nicht das eigentliche Thema ist? Sondern wenn es um Leben in Fülle, um ewiges Leben, um die Beziehung zu Gott geht?
XIII Über die Wahrscheinlichkeit
Die Menschen wurden zu Naturwissenschaftlern, weil sie erwarteten, dass es in der Natur ein Gesetz gibt, und sie erwarteten ein Gesetz in der Natur, weil sie an einen Gesetzgeber glaubten. Nachdem dieser Glaube bei den meisten erloschen ist, ist es spannend zu beobachten, wie lange der Wahrheitsanspruch der Wissenschaft noch aufrecht erhalten wird. Wird er es nicht mehr, ist die Bahn frei für Ideologien aller Art, wie etwa Gender.
Der biblische Glaube bietet uns ein gut funktionierendes Arrangement, das dem Wissenschaftler die Freiheit lässt zu experimentieren, zugleich aber auch dem Christen die Freiheit zu beten.
XIV Das große Wunder
Das zentrale Wunder in der Bibel ist die Inkarnation. Alle Versuche, es wegzuerklären, sind unbefriedigend. Die Diskrepanz zwischen der Tiefe, der Vernünftigkeit und dem Scharfsinn von Jesu Morallehre einerseits und dem zügellosen Größenwahn, der ihm zu attestieren wäre, wenn er nicht Gott wäre, lässt sich nicht erklären.
Unsere Rationalität transzendiert die Natur. Insofern ist es nicht überraschend, dass Gott Mensch wird. Das Höhere (wenn es wirklich höher ist) kann herabsteigen, z.B. können wir mit Tieren mitfühlen, uns als Erwachsene in Kinder hineinversetzen.
Tod und neues Leben ist auch in jedem Samen zu beobachten, der gesät wird.
Einerseits vollbringt der Gott der Bibel alles, was den Göttern der Naturreligionen zugeschrieben wird: Er gibt Essen und Trinken. Aber zugleich ist er KEIN Naturgott – er darf nicht in der rauschhaften Weise angebetet werden wie die Naturgötter. Er wohnt in der Ewigkeit. Der Himmel ist sein Thron, die Erde der Schemel seiner Füße. Eines Tages wird er beide abbrechen und einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Er ist „Gott und nicht Mensch“ – seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Jahwe ist weder Seele der Natur noch ihr Feind. Und sie ist nicht sein Leib, sondern sein Geschöpf. Er ist kein Natur-Gott, sondern der Gott der Natur – ihr Erfinder, Schöpfer und Eigentümer.
Der Mensch ist ein zusammengesetztes Wesen: ein natürlicher Organismus, bewohnt von oder in Symbiose mit einem übernatürlichen Geist.
Der körperliche Tod ist nötig, weil für den gefallenen Menschen Unsterblichkeit furchtbar wäre: Durch keinen Todeszwang zu der heilsnotwendigen Unterwerfung bewogen und mit der „Freiheit“ versehen, endlos Ketten um sich zu schlingen – Ketten des Stolzes, der Lust…. So würde der Mensch sich vom bloß gefallenen Wesen zum unerlösbaren Unhold entwickeln.
XVI Die Wunder der neuen Schöpfung
Zentral im NT ist Jesu Auferstehung (Apostelgeschichte 1:22, 2:32, 1. Korinther 9:1). Die Verkündigung des christlichen Glaubens war v.a. die Verkündigung der Auferstehung.
Wenn Jesus auf dem Wasser geht, heißt das, die Beziehung zwischen Natur und Geist ist so verändert, dass die Natur alles tut, was dem Geist gefällt. Das setzt einen reinen Geist voraus, denn sonst würde der Gehorsam der Natur zum Chaos führen. Der böse Traum der Magie entsteht aus dem Begehren des endlichen Geistes, eine solche Macht zu erlangen, ohne den Preis zu zahlen. Die böse Wirklichkeit gesetzlos angewandter Wissenschaft verurteilt heute große Bereiche der Natur zur Unordnung und Unfruchtbarkeit.
Auch wenn unser irdischer Körper in seiner äußeren Gestalt erhalten bleibt, verändern sich seine Bestandteile (die konkreten Zellen, Moleküle) ständig. Wir gleichen dem Bogen eines Wasserfalls.
Die Entropie stellt uns vor die Frage, wo der ursprl. hoch geordnete Zustand eigentlich hergekommen sein kann? Wir beobachten heute nur die Entropiezunahme, bildlich den Fall eines Hampelmanns von der Mauer – wir können nicht erklären, wie er ursprl. auf die Mauer gekommen sein könnte.
Ein vieldimensionaler Raum kann sich fast bis zur Unkenntlichkeit von dem uns bekannten Raum unterscheiden und doch lückenlos mit ihm verbunden sein, die Zeit muss nicht immer so unwiderruflich und einlinig bleiben wie jetzt, und andere Teile der Natur werden uns vielleicht einmal ebenso gehorchen wie heute unsere Hirnrinde. Die neue Natur ist in einer für uns nicht fassbaren Weise mit der alten verknüpft, das wird deutlich an dem neuen Leib, den Jesus nach der Auferstehung hat, und der doch die Spuren seiner Kreuzigung zeigt.
Die Menschen glauben meist nur an ein ein- oder zweistöckiges Gebäude. Das einstöckige ist das der Naturalisten: es gibt nur diese Natur/Materie. Das zweistöckige kennt darüber ein Stockwerk mit einem ewigen, raum- und zeitlosen geistigen Etwas, von dem wir uns kein Bild machen können und dem wir uns allenfalls durch mystische Erfahrungen nähern können, die unsere Denkkategorien zerschlagen. Dass es viele Stockwerke und somit auch Dinge geben könnte, die dazwischen liegen, können wir uns schlecht vorstellen. Darum glauben viele zwar an Gott, nicht aber an eine Engelwelt, oder sie glauben an eine Unsterblichkeit der Seele, nicht aber an eine Auferstehung des Körpers.
Der Begriff „Himmel“ kann bedeuten:
- Das uneingeschränkte göttliche Leben jenseits aller Welten
- Die selige Teilnahme eines erschaffenen Geistes an diesem Leben
- Die ganze Natur oder das ganze System der Umstände, unter denen erlöste menschliche Geister, obgleich menschlich bleibend, eine solche Teilnahme völlig und für immer genießen können
Askese ist nötig, aber kein Selbstzweck, sondern dahinter steht der Gedanke: Wer wird uns das wahre Gut anvertrauen, wenn wir nicht einmal mit dem vergänglichen verantwortlich umgehen können?
Unser Gott ist der Gott des Korns, des Öls und des Weins. Er ist der frohe Schöpfer. Er ist selbst Fleisch geworden. Somit ist klar: sich vor der Natur in eine geistige Verneinung zu flüchten heißt, vor dem Pferd davonzulaufen, statt auf ihm reiten zu lernen. Unsere jetzigen kleinen und vergänglichen Körper wurden uns gegeben, wie man Schulkindern Ponys gibt. Wir müssen lernen, sie zu reiten, damit wir eines Tages vertrauensvoll und froh und ohne Sattel jene beflügelten Pferde reiten können. Sonst können wir unseren König nämlich nicht begleiten, der sein eigenes Pferd behalten hat.
Anhang B „Besondere Vorsehungen“
Hervorragende Darstellung des Zusammenhangs zwischen Ursache und Wirkung, freiem Willen und Gebetserhörung
Die Zeit ist ein Modus unserer Wahrnehmung. Darum stellt sich die Frage nicht, ob Gott die Geschichte des Universums im voraus unseren Handlungen (die wir erst später begehen) angepasst habe.
In Shakespeares „Hamlet“ klettert Ophelia auf einen Ast, der über einem Fluss hängt, der Ast bricht, und sie ertrinkt. Man muss sich nicht entscheiden, ob Ophelia ertrank, weil der Ast brach, oder weil Shakespeare es so wollte. Beides trifft zu.
Der innere Ring und andere Essays
Streng demokratisch zur Hölle
Satan macht die Menschen zu Mitläufern, nimmt ihnen ihre Individualität und Originalität. Er pflanzt dem Menschen eine Abneigung ein gegen alles, was besser ist als er selbst, damit niemand originell, frei und eigenverantwortlich handelt. Jugendliche unterdrücken ihr Interesse an klassischer Musik oder guter Literatur, weil sie sonst nicht so sind wie die anderen. Entsprechend sind Ehrlichkeit, sexuelle Reinheit und Enthaltsamkeit verpönt, somit erfolgt eine Umwertung aller Werte. Früher war es das Rezept der Diktatoren, alle zu liquidieren, die besser waren als die anderen – denn sie könnten dem Diktator gefährlich werden. Nun geschieht Gleiches im Namen einer falsch verstandenen „Demokratie“ – die Ablehnung von Exzellenz, von Elite. Dadurch sinkt auch drastisch das Bildungsniveau, weil sich die Leistungsschwächeren ja nicht schwächer vorkommen dürfen (Gesamtschulen).
Man erreicht eine Nation von Ungebildeten, die moralisch schwach sind, weil sie in der Jugend keine Disziplin lernen mussten, vermessen, weil ständig ihrer Dummheit geschmeichelt wird, und verweichlicht, weil sie ihr Leben lang verhätschelt wurden.
Der innere Ring
Menschen tun oft daher Schlechtes, weil sie dazugehören wollen. Aber wer nicht Herr wird über die Furcht, draußen zu stehen, wird immer draußen stehen.
Ist Theologie Dichtung?
Ab S55 Auseinandersetzung mit einem pseudowissenschaftlichen, materialistischen Weltbild, das nichts erklärt.
Die Wissenschaft lässt sich bestens in die Theologie einordnen: Wenn ich davon ausgehe, dass der Verstand vor der Materie existierte, dann kann ich verstehen, dass die Menschen durch Beobachtungen und Rückschlüsse zu einer Vielzahl von Erkenntnissen über das Universum kommen können. Wenn ich aber den „wissenschaftliche“ Materialismus als bare Münze nehme, kann ich auch die Wissenschaft selbst nicht einordnen. Wenn unser Verstand nämlich völlig von unseren Gehirnzellen abhängt, dann hat er keine Bedeutung und kann keine Wahrheit erkennen.
Ich glaube an Christus, so wie ich glaube, dass die Sonne aufgegangen ist – nicht nur, weil ich sie sehe, sondern weil ich durch sie alles andere sehen kann.
Starrköpfiger Glaube
Wir sind nicht mit einem Argument konfrontiert, das unsere Zustimmung verlangt, sondern mit einer Person, die unser Vertrauen fordert.
Umwandlung
Der Versuch, durch genaue Analyse des Innenlebens etwas von unserem geistlichen Zustand zu erkennen, ist etwas Schreckliches und offenbart uns nicht die Geheimnisse von Gottes und unserem Geist, sondern höchstens ihre Umwandlung in Intellekt, Gefühl und Fantasie, oder er führt uns in Vermessenheit oder Verzweiflung.
Gleichnis für den Unterschied zwischen unserer Vorstellung vom ewigen Leben und seiner Wirklichkeit: Eine Frau im Kerker hat dort ein kleines Kind, das nie die Freiheit erlebt hat. Die Mutter zeichnet Landschaften, Bäume etc., um ihm zu erklären, wie die Welt draußen aussieht. Das Kind glaubt dann, diese Zeichnungen seien die Außenwelt… „Wir wissen nicht, was wir sein werden“ (1. Joh 3:2).
Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben – nicht, weil sie zu massiv oder zu grob wären – nein, sie sind zu schwach, zu vergänglich, zu unwirklich.
Für materialistische Menschen gibt es nur Tatsachen, aber keinen Sinn. Die Tatsachen sagen bzw. zeigen ihnen nichts. Genau so, wie man einem Hund nichts zeigen kann: er schnüffelt an dem zeigenden Finger, statt in dessen Richtung zu schauen. Genau so ist es, wenn Menschen, die eigentlich ein Bewusstsein haben, den menschlichen Organismus so studieren, als wüssten sie nicht, dass er ein Bewusstsein hat. Die Menschen weigern sich, die Dinge von oben zu verstehen. Die von unten kommende Kritik an jeder Erfahrung und das Ignorieren eines Sinnes wird immer zu „Beweisen“ führen, dass Glaube nur psychologisch ist, Gerechtigkeit nur Selbstschutz, Politik nur Ökonomie, Liebe nur Lust und das Denken nur ein biochemischer Vorgang unseres Gehirns.
Das Gewicht der Herrlichkeit
Nicht Selbstverleugnung ist die höchste Tugend, sondern Liebe. Kant und die Stoiker lehrten, der Wunsch nach dem eigenen Wohlergehen sei schlecht. Die Bibel dagegen enthält geradezu schamlose Versprechen von Belohnungen. Unsere Wünsche sind für den Herrn eher zu klein als zu groß. Wir sind halbherzige Geschöpfe, die sich mit Alkohol, Sex und Karriere zufrieden geben, obwohl uns unendliche Freude angeboten wird.
Auch das Beste und Schönste, was uns auf dieser Welt geboten wird, ist nur ein schwaches Abbild von dem, was wir uns wirklich wünschen. Wir dürfen es nicht für die Sache selbst halten, sonst werden diese Dinge zu stummen Götzen, die unsere Herzen brechen. Denn sie sind nicht die Sache selbst, sie sind nur der Duft einer Blume, die wir noch nicht gefunden, das Echo einer Melodie, die wir noch nicht gehört, Berichte aus einem fernen Land, das wir noch nicht besucht haben.
Die Verheißungen der Schrift umfassen 5 Punkte:
1) wir werden mit Christus sein
2) wir werden sein wie er
3) (mit einer Fülle von Bildern) wir werden „Herrlichkeit“ haben
4) wir werden essen, feiern und bewirtet werden
5) wir werden eine Art offizielle Aufgabe bekommen (Städte regieren, Engel richten…)
Herrlichkeit ist die Anerkennung durch Gott (Mt 25:21 „Gut, du braver und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude“; Römer 2:7 „Den einen, die unermüdlich das Gute tun und alles dransetzen, um an Gottes Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit teilzuhaben, gibt er das ewige Leben“. Mt. 5:11f großer Lohn im Himmel)
Niemand kommt in das Reich Gottes, der nicht wird wie ein Kind, und ein Kind möchte anerkannt, möchte gelobt werden. Natürlich ist Ehrgeiz selbstsüchtig, aber es gibt ein legitimes Verlangen nach Lob durch einen Menschen, dem ich gefallen soll (oder durch Gott). Wir wurden zu dem Zweck erschaffen, dem zu gefallen, der uns erschaffen hat. Und darum ist es mit das Größte, von ihm zu hören, dass wir ihm gefallen. Wir können uns dann, völlig unbefleckt von jeder Eitelkeit, an dem freuen, zu was Gott uns gemacht hat. Vollkommene Demut braucht keine Bescheidenheit. Wenn Gott mit dem Werk zufrieden ist, darf auch das Werk mit sich selbst zufrieden sein.
Ich könnte mir denken, dass jemand meine Vorstellung vom Himmel als einem Ort an dem uns auf die Schulter geklopft wird, nicht mag. Doch dahinter verbirgt sich falscher Stolz. Am Ende wird jenes Gesicht, das die Wonne oder der Schrecken des Universums sein kann, sich jedem von uns mit dem einen oder dem anderen Ausdruck zuwenden, es wird uns entweder unaussprechliche Herrlichkeit verleihen oder uns mit Scham erfüllen, die weder geheilt noch verborgen werden kann.
Wir dürfen Gott gefallen, Teil der göttlichen Freude sein, ihn erfreuen, so wie ein gelungenes Werk den Künstler und ein Kind seinen Vater erfreuen kann.
Viel wichtiger als was wir über Gott denken ist, was er über uns denkt. Und ob er uns kennt (1. Kor 8:3). Im Endgericht wird Jesus zu Menschen sagen: „Ich habe euch nie gekannt, weicht von mir“. Wir können also aus der Gegenwart des allgegenwärtigen Gottes verbannt sein (fern von dem, der überall ist), aus dem Wissen dessen, der allwissend ist, ausradiert sein. Wir können endgültig und unwiderruflich draußen gelassen werden – abgewiesen, verbannt, entfremdet und völlig unbeachtet. Oder wir können hereingerufen, willkommen geheißen, angenommen und anerkannt werden.
Das Gefühl, dass wir in diesem Universum wie Fremde behandelt werden, die Sehnsucht nach Anerkennung, nach einer Antwort, nach einer Brücke über den Abgrund, der zwischen uns und der Wirklichkeit gähnt, sind ein Teil unseres untröstlichen Geheimnisses. Herrlichkeit bedeutet nun: guter Leumund bei Gott, Angenommen sein von Gott, Antwort, Anerkennung und Aufnahme in das Wesen aller Dinge. Die Tür, an die wir ein Leben lang anklopften, wird uns endlich aufgetan.
Gegenwärtig stehen wir noch auf der falschen Seite der Tür. Wir verspüren die Frische und Reinheit des Morgens, doch wir selbst werden davon nicht frisch und rein.
Wie würde es sein, könnten wir am Urquell jenes Stromes kosten, dessen entfernteste Ausläufer schon so berauschend sind? Genau das liegt vor uns.
Doch bis dahin kommt für uns immer noch das Kreuz vor der Krone, und morgen ist Montag.
Die Last, das Gewicht oder die Bürde der Herrlichkeit meines Nächsten sollte sich täglich auf meinen Rücken legen, eine Last, so schwer, dass nur Demut sie tragen kann und der Nacken des Stolzes darunter bricht.
Es ist eine ernste Angelegenheit, sich ständig vor Augen zu halten, dass auch der langweiligste und uninteressanteste Mensch, mit dem wir hier zu tun haben, eines Tages ein unvorstellbar herrliches Geschöpf sein kann, das wir, wenn wir es jetzt schon so sehen könnten, ernsthaft versucht wären zu verehren, oder aber ein Schrecken und Verderben, eine Horrorvision unvorstellbaren Ausmaßes, wie sie uns jetzt höchstens in einem Albtraum begegnet. Jeden Tag verhelfen wir einander in gewisser Weise zu der einen oder anderen Bestimmung. Unsere Nächstenliebe muss wirklich opferbereite Liebe sein, mit einem tiefen Empfinden für die Sünde, deren ungeachtet wir den Sünder lieben – keine bloße Toleranz oder Nachsicht, die nur eine Parodie der Liebe wäre, wie Leichtfertigkeit eine Parodie echter Fröhlichkeit ist.
Ein Versprecher
Gott ist kein Finanzamt, und sein Reich ist keine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Er verlangt alles von uns, weil er Liebe ist und uns segnen will. Er kann uns nicht segnen, solange wir ihm nicht gehören. Wenn wir versuchen, einen eigenen Bereich für uns zurückzubehalten, schaffen wir uns damit eine Todeszone. Deshalb verlangt er – in Liebe – alles. Und er lässt nicht mit sich handeln.
Was der Himmel wünscht und die Hölle fürchtet, das, was wirklich wichtig ist, ist dieser eine Schritt – hinaus ins Tiefe, hinaus aus unserem eigenen Machtbereich.
Was Gott für uns tut, das tut er in uns.
Über den Schmerz
Liebe kann alle Schwächen vergeben und ihnen zum Trotz lieben, aber Liebe kann nicht aufhören zu wünschen, dass diese Schwächen verschwinden. Liebe verzeiht am meisten, aber entschuldigt am wenigsten.
Du verlangst nach einem „lieben“ Gott. Du hast ihn. Das verzehrende Feuer selbst, die Liebe, welche die Welten erschuf, beharrlich wie des Künstlers Liebe zu seinem Werk, herrisch wie eines Menschen Liebe zu seinem Hund, fürsorglich und ehrwürdig wie die Liebe eines Vaters zu seinem Kind, eifersüchtig, unerbittlich, streng wie die Liebe zwischen den Geschlechtern…. Es übersteigt die Vernunft, erklären zu wollen, warum irgend ein Geschöpf, geschweige denn eines wie wir, in des Schöpfers Augen einen so ungeheuren Wert haben könnte.
Vergebung muss, wenn sie wirksam sein soll, nicht allein gewährt, sondern auch empfangen werden – und ein Mensch, der nicht zugibt, schuldig zu sein, kann keine Vergebung empfangen.
Der Schmerz besteht darauf, dass man sich mit ihm befasst. Gott flüstert in unseren Freuden, er redet in unserem Gewissen, in unseren Schmerzen aber ruft er laut. Sie sind sein Megaphon, eine taube Welt aufzuwecken. Dieses Megaphon kann auch zu endgültiger reueloser Rebellion führen. Dennoch ist er für den todkranken Menschen der einzige Weg zur Gesundung.