Bücher zur Bibel
Hier meine Zusammenfassung zweier Bücher, die sich mit der Bibel beschäftigen. Zum Einen eine Hilfestellung, sie richtig zu verstehen. Zum Anderen eine sehr notwendige Klarstellung, was die göttliche Inspiration der Bibel betrifft.
Zu beachten ist schließlich, dass eine Konkordanz im Umgang mit der Bibel nur bedingt hilfreich ist. Manche – auch durchaus wichtige – Themen und Begriffe kommen in der Bibel nicht wörtlich vor, z.B. Dreieinigkeit. Um dem gerecht zu werden, habe ich mir ein thematisches Bibelstellenverzeichnis angefertigt.
Das ist sicher nicht vollständig, eher eine Anregung, selbst beim Bibellesen eine solche Zusammenstellung zu machen.
Gordon Fee / Douglas Stuart Effektives Bibelstudium
ICI (International Correspondence Institute) 1990
Die Art des Textes bestimmt die Auslegung: Psalmen sind Gedichte, Briefe sind Briefe…
Exegese: Was bedeutete der Text damals, für die ersten Leser?
Hermeneutik: Was bedeutet er für uns heute?
Einmalige Auslegungen sind gewöhnlich falsch.
Der Prüfstein für eine gute Auslegung ist die Frage, ob sie den Text wirklich sinnvoll erscheinen lässt.
Gott gab uns keine Listen von Lehraussagen und Geboten, sondern sprach Seine ewigen Wahrheiten innerhalb der besonderen Umstände und Ereignisse der menschlichen Geschichte aus. Davon sind wir zeitlich und oft auch gedanklich weit entfernt, deshalb haben wir die Aufgabe der Auslegung.
Sorgfältige Exegese beginnt damit, die richtigen Fragen an den Text zu stellen.
Der Text kann nicht heute etwas anderes bedeuten, als was er für die ursprünglichen Leser bedeutet hat.
Neutestamentliche Briefe:
Unterscheidung: Echte Briefe (mit konkreten/m Adressaten) und Epistel (Rundbriefe, Abhandlungen: 1. Joh., 2. Petr., Jakobus, Hebr.)
Den Brief ganz lesen (mehrfach), in Sinnabschnitte untergliedern. Für diese Untergliederung ist es hilfreich, z.B. darauf zu achten, über wen oder was geschrieben wird: wo schreibt z.B. Paulus:
– von bzw. über sich selbst
– über Christus
– über eine bestimmte Gemeinde…
Man kann Fragen stellen wie: welchen Anlass hatte, und welche Botschaft vermittelt dieser Brief? Welche falsche Sicht oder Einseitigkeit soll korrigiert werden? Das hilft, ein grundsätzliches Verständnis eines Briefes zu gewinnen. Damit hat man dann einen Rahmen, in den man die Einzelaussagen einordnen kann, ohne dass dabei diese Einzelaussagen überbetont oder falsch gedeutet werden.
Geschichtsbücher der Bibel:
Hier kann man drei Ebenen unterscheiden:
– Heilsgeschichte Gottes (Schöpfung, Sündenfall, Notwendigkeit der Erlösung, Erlösung durch Jesus, Gemeinde…)
– Gottes Geschichte mit dem Volk Israel
– Detaillierte Erzählungen – diese müssen immer im Kontext der oberen Ebenen verstanden werden! Hintergründig ist immer Gott der Held der Geschichten, nicht die Menschen!
Laut Gal 3:29 (Wenn ihr aber Christus gehört, seid ihr Abrahams Nachkommen und habt Anspruch auf das zugesagte Erbe.) – ist die biblische Geschichte auch unsere Geschichte! Gott lehrt durch Geschichten: man sieht am konkreten Beispiel, welche Folgen ein bestimmtes Verhalten hat. Gewöhnlich will eine Erzählung nur eine Wahrheit vermitteln, zu viel aus den Details herauslesen zu wollen ist problematisch (ähnlich wie bei Gleichnissen).
Wir müssen uns klar machen, in welcher heilsgeschichtlichen Zeit wir leben, nämlich zwischen dem 1. und dem 2. Kommen Jesu.
Bestimmte atst. Verheißungen beziehen sich auf diesem Zeitabschnitt bzw. oft auf das erste Kommen Jesu, andere werden erst mit Jesu Wiederkunft in Erfüllung gehen.
Ein Beispiel ist Jesaja 2:4. Leider werden heute noch nicht die Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet. Sondern vielmehr hat nach Römer 13 noch der Staat das Schwert, um das Böse einzudämmen. Und deshalb kann man diese Weissagung heute nicht so einfach auf die Staatspolitik anwenden.
Gott ist mit dieser Welt noch nicht am Ziel, und wir dürfen nicht meinen, dass Verheißungen, die Gott speziell dem Volk Israel für das Tausendjährige Reich gegeben hat, nun heute in der Gemeinde schon erfüllt werden. Offensichtlich fressen Löwen heute noch kein Gras und weiden nicht neben Lämmern. Entsprechend ist uns für die heutige Zeit noch kein leidloses Wohlbefinden zugesagt.
Apostelgeschichte:
Das Anliegen des Lukas ist, zu zeigen, wie sich die Gemeinde ausgebreitet hat von Jerusalem bis Rom, und dass nichts diese Vorwärtsbewegung der Gemeinde, die durch den Heiligen Geist bevollmächtigt war, aufhalten konnte. Genau das ist die Vorbildfunktion: Gemeinde soll immer missionarisch sein, voller Freude, und in der Vollmacht des Heiligen Geistes handelnd. Einzelheiten dürfen hingegen nicht als normativ betrachtet werden!
Die Evangelien:
4, um verschiedenen Adressaten gerecht zu werden.
Markus zeigt Jesus als den leidenden Gottesknecht. Auch der Nachfolger Jesu hat zu leiden. Das Evangelium fußt auf den Erinnerungen des Petrus und wurde wohl geschrieben, kurz nachdem dieser in Rom den Märtyrertod starb.
Sowohl Matthäus als auch Lukas kannten das Markus-Evangelium, nicht aber das jeweils andere Evangelium
Bei den Gleichnissen muss man unterscheiden zwischen:
- Gleichnis-Erzählungen (z.B. Bamherziger Samariter, Verlorener Sohn…)
- Vergleiche (Senfkorn)
- Metaphern („Ihr seid das Salz der Erde“)
Entscheidend bei den Gleichnis-Erzählungen ist die Reaktion, die sie bei den Zuhörern hervorrufen soll. Beispiel: Die Zuhörer des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter waren Pharisäer, welche die Priester geringschätzten, die Samariter aber abgrundtief hassten! Somit lässt Jesus durch dieses Gleichnis eine Bombe platzen!
Das alttestamentliche Gesetz:
Ist zu verstehen im Kontext des Alten Bundes, den Gott mit dem Volk Israel schloss, und in dem das Halten der Gesetze Prüfstein ist für die Loyalität gegenüber Gott als dem Bundesherrn. Nicht binden für die Gemeinde, soweit es im NT nicht aufgegriffen wird, wie die meisten der 10 Gebote (in der Bergpredigt verschärft).
Viele Gesetze waren nur beispielhaft, nicht umfassend (Wenn der Blinde und Taube erwähnt wird, gilt das analog auch für andere Behinderte wie etwa Gelähmte).
Gegenüber anderen Gesetzessammlungen der damaligen Zeit haben wir hier deutlich höhere ethische Maßstäbe
Prophetische Bücher des AT
Es ist wichtig, in Botschaften zu denken: wo beginnt, wo endet eine bestimmte prophetische Botschaft?
Psalmen
Hier muss man verschiedene Arten unterscheiden:
- Klagepsalmen (mehr als 60, teils auch mit Flüchen gegen Feinde)
- Klage des Einzelnen: 3, 22, 31, 39, 42, 57, 71, 120, 142
- gemeinsame Klage: 12, 44, 80, 94, 137
- Dankpsalmen:
- gemeinsamer Dank: 65, 67, 75, 107, 124, 136
- Dank des Einzelnen: 18, 30, 32, 34, 40, 66, 92, 116, 118, 138
- Loblieder: Gott wird gelobt für:
- sein Handeln an Israel: 66, 100, 111, 114, 149
- dafür, dass er Herr der Geschichte ist: 33, 103, 113, 117, 145-147
- Heilsgeschichtliche Psalmen: 78, 105, 106, 135, 136
- Psalmen der Bundeserneuerung: 50 + 81
- Psalmen des davidischen Bundes: 89 + 132
- Königspsalmen: 2, 18, 20, 21, 45, 72, 101, 110, 144
- Inthronisationspsalmen: 24, 29, 47, 93, 95-99
- Zionslieder: 46, 48, 76, 84, 87, 122
- Weisheitspsalmen: 36, 37, 73, 112, 127, 128, 133
- Lieder des Vertrauens: 11, 16, 23, 27, 62, 63, 91, 121, 125, 131
Die Klagepsalmen helfen, unsere Not dorthin zu bringen, wo sie hingehört, zu Gott. Ebenso unseren Ärger und Zorn (anstatt sie an Menschen auszulassen). Sie helfen uns, vor Gott offen und ehrlich zu sein.
Stadelmann (Hrsg.), Liebe zum Wort
VTR 2002
In den 1980er Jahren haben evangelikale Theologen die Chicago-Erklärungen (CE) verfasst, sie sind im Wesentlichen ein Bekenntnis dazu, dass die Bibel in allem, was sie aussagt, frei ist von Irrtümern.
Heinzpeter Hempelmann kritisiert in seinem Buch „Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr“ die CE und sagt, sie seien nicht bibeltreu, sondern rationalistisch. Er propagiert eine „Hermeneutik der Demut“, in der es nicht erlaubt ist, eine Aussage über die sachliche Richtigkeit biblischer Aussagen zu machen. Er behauptet, dass das Wahrheitsverständnis des AT ein anderes als unser heutiges ist. Nämlich eines, das eher pragmatisch sei, beschreibe, was für das praktische Leben wichtig ist, was sich da bewährt hat, dass es aber nicht um faktische Richtigkeit gehe.
Dagegen gab es dann Gegenthesen und Entgegnungen z.B. von Thomas Schirrmacher, und den Dozenten der FTH Gießen und von bibeltreuen Bibelschulen.
Denn die Bibel bezeugt sehr wohl ihre Wahrheit im Sinne von faktischer Richtigkeit; und in der Reformation, im Pietismus und zumindest früher auch in den Freikirchen ist man genau davon ausgegangen.
Das hebr. Wort EMET bedeutet Wahrheit auch in unserem heutigen Begriffsverständnis. In jeder Sprache ist es nämlich wichtig, beurteilen zu können, ob eine Aussage den Tatsachen entspricht oder nicht. D.h. in jeder Sprache gibt es ein entsprechendes Wort. Dies ist im hebr. EMET. Beispiele: 2. Sam. 7:28 „deine Worte sind Wahrheit“, noch stärker Ps 119:160 „Dein Wort ist nichts als Wahrheit“. 1. Könige 10:6 (Königin von Saba: „Das Wort ist Wahrheit gewesen, was ich in meinem Land über deine Taten und über deine Weisheit gehört habe“, 22:16 „Wie oft muss ich dich noch beschwören, dass du mir nichts als die Wahrheit im Namen Jahwes verkündest“. Psalm 15:2 Voraussetzung für den Zutritt zu Gottes heiligem Berg ist, dass jemand „makellos lebt und das Rechte tut, dass er von Herzen die Wahrheit sagt“ – die Wahrheit sagt, z.B. als Zeuge vor Gericht.
Es gibt noch viele Selbstaussagen der Bibel, in der ihre absolute Zuverlässigkeit betont wird.
Schon Luther hat klar formuliert, dass man keine Abstriche bzgl. der Wahrheit der Bibel machen kann. Wir können nicht von uns aus entscheiden: Diese biblischen Aussagen sind entscheidend wichtig, die muss man glauben, aber andere sind es nicht. Denn wer entscheidet dann, was entscheidend ist, und was nicht? Das ist dann letztlich menschliche Willkür.
Ein Vorwurf Hempelmanns gegen die CE ist, auch mit einem positiven Urteil: „die Bibel ist irrtumsloses Gotteswort“ nehme man einen rationalistischen Urteilsstandpunkt oberhalb der Bibel ein, und das sei nicht zulässig. Damit entsteht aber sofort das Problem, nach welchen Kriterien man dann beurteilen kann, welche Bücher zur Bibel gehören, und welche nicht?
Dass öfter nicht wörtlich sondern frei zitiert wird (also etwa alttestamentliche Zitate im Neuen Testament), war damals üblich und spricht nicht für „Irrtümer“.
Die Verfasserschaft eines biblischen Textes ist, anders als von Hempelmann behauptet, wichtig! Ein Beispiel ist der Prophet Jesaja: Pseudoepigraphie wäre letztlich eine Lüge, und würde somit dem Wesen Gottes widersprechen. Es gibt gute Argumente für die Einheitlichkeit des Buchs Jesaja, die auf S 64ff genannt werden.
Die Schrift ist irrtumslos und sie bewahrt vor Irrtum – das sagt Jesus in Matthäus 22:29 („Ihr irrt euch, weil ihr weder die Schrift noch die Kraft Gottes kennt.“)
Die Irrtumslosigkeit der Bibel ist kein moderner Gedanke, sondern wurde auch schon z.B. von Justin dem Märtyrer und Augustinus vertreten.
Anders sahen das die evangelischen Theologen Karl Barth und Emil Brunner. Sie meinten, die Bibel werde erst in der Verkündigung durch das Wirken des Heiligen Geistes Gotteswort, sei es aber nicht schon selbst. Zitat: „Sie zeugt von der Offenbarung, aber sie ist selbst nicht Offenbarung“.
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