Postevangelikal???

Die beiden ehemals großen Kirchen in Deutschland verzeichnen einen beeindruckenden „fortlaufenden“ Erfolg: Jedes Jahr jeweils eine satte 6-stellige Anzahl an Mitgliedern weniger. Das Misserfolgsgeheimnis vor allem der evangelischen Kirche ist seit langem, dass elementare biblische Wahrheiten wie etwa Jesu Opfertod für uns, seine Auferstehung, seine Jungfrauengeburt und Göttlichkeit geleugnet werden. Während die Reformatoren in der Bibel das für sie verbindliche Wort Gottes sahen und daraus die Kraft und Autorität nahmen, einer sich selbst vergötternden Kirche zu widerstehen, ist für die heutige evangelische Kirche die Bibel nicht mehr verbindlich. Genau das, was die Grundlage christlicher Freude und Hoffnung ist, wurde also eliminiert. Somit hat man den Menschen auf geistlicher Ebene nichts mehr zu bieten und fokussiert sich einerseits auf soziale Dienste, andererseits auf eine sehr linksgerichtete politische Agenda.
Nun, wer als Fischverkäufer mit einem leeren Tisch auf einem Wochenmarkt erscheint und marktschreierisch verkündet: „Leute, es gibt keine Fische! Glaubt nicht an Fische!“, der muss sich nicht wundern, wenn sich niemand für ihn interessiert.

Menschen, die geistliche Fragen haben, suchen daher überall nach Antworten, aber bestimmt nicht in dieser Kirche. Auch viele Christen, die die Bibel als göttliche Offenbarung ernst nehmen, haben aus dem gleichen Grund dieser Kirche den Rücken gekehrt und sich oft Freikirchen angeschlossen.

Um so erschreckender ist es, wenn auch in Freikirchen elementare biblische Wahrheiten geleugnet werden, wie dies nun im Rahmen des „Postevangelikalismus“ teilweise geschieht. Das klingt nach dem Motto: „Von der Großkirche lernen heißt verlieren lernen“, und man fragt sich, warum man unbedingt verlieren will???

Jedenfalls gibt es keinen rational nachvollziehbaren Grund für diese Abwendung von elementaren biblischen Wahrheiten. Man knickt dabei vor dem ein, was in unserer Gesellschaft als „politisch korrekt“ propagiert wird, vielleicht weil man nicht unangenehm auffallen will. Ähnlich wie es die sogenannten „deutschen Christen“ in der Nazizeit machten.
Oder man will für sich selbst die biblischen Normen für menschliches Leben und Zusammenleben nicht anerkennen.
Hintergrund des Ganzen ist natürlich auch die Postmoderne, mit der Dekonstruktion des Bestehenden. Näheres im Text zur Postmoderne.

Wie ist das geistlich zu beurteilen?
Wer irgendwie „christlich sozialisiert“ wurde, ohne wiedergeboren zu sein, wird wohl nicht anders können, als christliche Normen als einengenden Zwang zu empfinden, und wird dann auch die biblischen Aussagen nicht als autoritatives Wort Gottes annehmen können. Das Wirken des Heiligen Geistes, der Freude an Gott vermittelt, und es ermöglicht, Gottes Willen gern zu tun, und ihn eben nicht als Zwang zu empfinden, wurde von diesen Menschen offenbar nie erfahren. Dazu passt ein Vers aus dem 2. Timotheusbrief, Kapitel 3 Vers 5: „Sie geben sich einen frommen Anschein, aber von der Kraft wahrer Gottesfurcht wollen sie nichts wissen“, und die folgenden Verse. Wie auch 2. Petrus 2 und der Judasbrief.

Im Übrigen ist das wohl auch ein Wohlstandsphänomen, jedenfalls vor allem in der westlichen Welt verbreitet. Da es mit diesem Wohlstand wohl sehr bald auch bei uns vorbei sein wird, ist zu hoffen, dass gemeinsam mit dem Wohlstand auch der Postevangelikalismus sein Ende findet. COVID-19, Dürre- und andere Katastrophen, der Ukraine-Krieg, die De-Industrialisierung, die demographischer Entwicklung und andere unlösbare, sich verschärfende gesellschaftliche Probleme werden sehr schnell dazu führen, dass diese Illusion: „wir Menschen haben alles im Griff und können Gott spielen“ sich sehr drastisch erledigen wird. Und damit dann hoffentlich auch diese Verblendung, die meint aus dem heiligen und daher auch strafenden Gott einen harmlosen Opa machen zu können, der gefälligst jeden Mist abnicken muss den wir uns so ausdenken.

Schließlich rächt sich hier, dass die typisch evangelikalen Gemeinden sehr denkfaul geworden sind, dass man nur fühlen und erleben will, die denkerische Auseinandersetzung aber scheut.
Angriff ist die beste Verteidigung, daher plädiere ich leidenschaftlich dafür, der Apologetik in der Gemeinde wieder den Platz zu geben, der ihr zukommt. Nämlich einen absolut zentralen.

Grundsätzlich kann man evangelikalen Kirchen eher nicht den Vorwurf machen, sie seien zu bibeltreu und zu konservativ. Im Gegenteil gibt es eine verbreitete und beklagenswerte Scheu, harte biblische Wahrheiten klar auszusprechen. Zum Beispiel…
– dass Gott heilig, gerecht und daher zornig ist über die Rebellion des Menschen gegen ihn, und dass es eine ewige Verdammnis gibt.
– dass vieles, was unsere heutige Gesellschaft prägt (in der westlichen Welt seit den 1960 Jahren: Sex außerhalb der Ehe; seit den 1970ern: verbreiteter Mord an Ungeborenen, dann zunehmende Toleranz gegenüber Homosexualität bis hin zur „Ehe für alle“, und LGBTQ; Zerstörung der Sprache durch „Gendersprech“, die Zerstörung der Eigenverantwortlichkeit des Menschen durch einen alles bestimmenden Staat) dem Konzept Gottes für menschliches Leben in brutalstmöglicher Weise zuwiderläuft und damit den Zorn Gottes herausfordert. So dass Pandemien, Dürre- und andere Wetterkatastrophen, Kriege etc. Anzeichen dafür sind, dass der Zorn Gottes beginnt sich Bahn zu brechen.
Solche Wahrheiten werden leider oft von „bibeltreuen“ Gemeinden eher schamhaft verschwiegen, aus Angst vor den Konflikten, die natürlich jedem drohen, der solche Wahrheiten offen ausspricht. Aber nur ein toter Fisch schwimmt mit dem Strom, und Gemeinde ohne äußeren Druck ist viel mehr in Gefahr zu verflachen und letztlich den lebendigen Glauben zu verlieren als die bekämpfte, verfolgte, unterdrückte Gemeinde. Das sollte man aus vielen klaren Aussagen des Neuen Testaments wie auch aus fast 2000 Jahren Kirchengeschichte eigentlich gelernt haben.
Wenn wir unsere Gesellschaft nicht im Licht von Jesaja 5:20f sehen, versagen wir als Boten Gottes in dieser Welt.
Insofern ist der Postevangelikalismus ein Weckruf, mit viel größerer Klarheit als in der Vergangenheit zur Wahrheit der Bibel zu stehen, egal was es kostet. Und dabei auch mal wieder das Gehirn zu aktivieren…