Grundsatzfragen, die immer wieder gestellt werden
Hier möchte ich auf einige Fragen eingehen, die zum christlichen Glauben häufig gestellt werden.
Wie können wir etwas über Gott wissen?
Warum ist Gott nicht für uns sichtbar?
Was ist der Mensch, welchen Sinn hat sein Leben?
Christen glauben an die Existenz Satans. Sind sie also Dualisten?
Ist die Auferstehung Jesu nicht ein unglaubwürdiges Märchen?
Ist „Dreieinigkeit“ nicht ein Widerspruch in sich, absurd und unlogisch?
Lehrt die Bibel eine „billige Gnade?“
Was wartet nach dem Tod auf uns?
Wie kann ein guter Gott all das Böse und all das Leid zulassen?
Wie können wir etwas über Gott wissen?
Aus der Sicht der Bibel gibt es drei Stufen, auf denen uns Gott etwas von sich zeigt.
1) Durch seine Schöpfung
Im Römerbrief, Kapitel 1 Vers 20 steht:
„Denn seine unsichtbare Wirklichkeit, seine ewige Macht und sein göttliches Wesen sind seit Erschaffung der Welt in seinen Werken zu erkennen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung“. Der Schluss von dem Kosmos, in dem wir leben, auf einen Urheber desselben ist fast zwingend. Man kann hier an die Feinabstimmung der Naturkonstanten denken, und an die Komplexität des Lebens, die alle menschlichen Artefakte weit in den Schatten stellt. Daher erscheint es als extrem unplausibel, dass dies alles zufällig und „von selbst“ entstanden sein könnte. Selbst der atheistische Physiker Fred Hoyle grummelte: „Das Universum ist eine abgekartete Sache!“.
Allerdings erfahren wir durch die Schöpfung noch nicht sehr viel über den Schöpfer, nur dass er unendlich mächtig und intelligent sein muss.
2) Sprachlich
Die Bücher der Bibel beanspruchen, das Wort Gottes an uns Menschen zu sein. Sie zeigen uns einiges mehr über Gott, vor allem, dass er Friede und Gerechtigkeit will, dass Unrecht und Korruption ihn zornig machen, ebenso, wenn Menschen sich ihre eigenen Götter machen und sich an sie versklaven, anstatt ihm, dem Geber des Guten, zu vertrauen und zu gehorchen. Das Alte Testament zeigt das Gesetz Gottes nicht als drückende Last, sondern als Quelle der Freude. Denn es dient zum Wohl des Menschen und ist unvergleichlich genial. Nicht zuletzt skizziert es eine Wirtschafts- und Sozialordnung, die alles weit in den Schatten stellt, was sich Menschen dazu je gedacht haben: einerseits garantiert es Freiheit und Selbstverantwortung der Menschen, gleichzeitig wird aber verhindert, dass Menschen Land und Besitz anhäufen und andere unterdrücken und ausbeuten können.
Die Bibel zeigt zugleich, dass diese Welt nicht mehr im ursprünglich guten Zustand ist, in dem Gott sie geschaffen hatte. Dass eine zerstörerische Macht am Werk ist, der auch wir Menschen verfallen sind.
3) Persönlich
Um uns von dieser bösen Macht zu befreien, braucht es eine dritte Stufe, nämlich dass Gott uns nicht nur Information in Buchform gibt, sondern selbst in unsere menschliche Welt hineinkommt. Der Hebräerbrief beginnt mit den Worten:
„Früher hat Gott viele Male und auf unterschiedlichste Weise durch Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Jetzt, in dieser Endzeit, sprach er durch den Sohn zu uns, den er zum Erben über alles eingesetzt hat und durch den er das ganze Universum schuf“. Dies lesen wir noch häufiger im Neuen Testament, sehr markant auch zu Beginn des Johannes-Evangeliums, dort z.B. in Kapitel 1 Vers 14: „Er, das Wort, wurde Mensch und lebte unter uns…“. Und dann in Vers 18: „Niemand hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine und Einzige seiner Art, der an der Seite des Vaters selbst Gott ist, hat uns Aufklärung über Gott gegeben“. In Jesus Christus wird Gott Mensch. Die Evangelien berichten vom Leben Jesu in dieser Welt und zeigen, wie er seine Aufgabe verstand, nämlich als Kampf gegen eben jene widergöttliche Macht, die in diese Welt eingebrochen ist, und die Krieg und Tod bewirkt.
Seine Heilungswunder, Dämonenaustreibungen und Totenauferweckungen sind Zeichen einer neuen Welt, in der das Böse keine Macht mehr haben wird. Da aber der Mensch in die satanische Rebellion gegen Gott einbezogen ist, muss zunächst der Mensch mit Gott versöhnt werden. Dies geschieht dadurch, dass Jesus unser Stellvertreter wird. Wir Menschen rebellieren gegen Gott, aber Jesus gehorcht ihm. Und das bis hin zu seinem Tod am Kreuz, der die Sühne ist für unsere Sünde gegen Gott. Sein Gehorsam wird nun allen Menschen zugerechnet, die ihm vertrauen. Dadurch können wir Menschen wieder mit Gott versöhnt und seine Kinder werden.
Warum ist Gott nicht für uns sichtbar?
In der Unsichtbarkeit Gottes zeigt sich der abnorme Zustand unserer Welt. Es ist tatsächlich absolut paradox: Wir sehen alles, was Gott geschaffen hat, können es erforschen – aber ihn, den Urheber, sehen wir nicht??? Wir sind fern von dem, der überall ist???
In der Geschichte vom Sündenfall (1. Buch Mose, Kapitel 3) sehen wir, dass es ursprünglich anders war: Bevor die Menschen sündigten, war Gott für sie sichtbar. Dann aber wurden sie aus seiner Gegenwart entfernt.
Der Mensch, der zum Rebellen gegen Gott wurde, kann dem heiligen Gott nicht begegnen, es würde ihn das Leben kosten. Selbst Mose, der Gott außergewöhnlich nahe stand, bekommt auf seine Bitte Gott sehen zu können, von ihm zu hören: „Kein Mensch kann es überleben mich zu sehen“.
Als man erkannte, dass unser Universum nicht räumlich begrenzt, sondern unendlich ausgedehnt ist, meinten viele, damit hätte sich die Frage nach Gott erledigt, denn ein „Jenseits“, in dem Gott seinen Platz haben könnte, gab es ja nun nicht mehr.
Wir können uns aber vorstellen, dass es mehr als die unserer Wahrnehmung zugänglichen drei Dimensionen gibt. Stellen wir uns ein zweidimensionales Wesen vor, das also nur in einer Ebene des Raums lebt, und nur diese Ebene, nicht aber den dreidimensionalen Raum wahrnehmen kann. Für ein solches Wesen würden dreidimensionale Wesen plötzlich irgendwo erscheinen und dann in unfassbarer Weise wieder verschwinden. Ähnlich wurde Jesus von den Menschen erlebt, die er in seine Gemeinschaft gerufen hatte. Nach seinem Tod und seiner Auferstehung erschien er plötzlich in dem verschlossenen Raum, in dem sie zusammen waren. Schon vorher war er manchmal plötzlich erschienen oder verschwunden. Das legt nahe, dass er in einer Welt lebt, die mehr als drei Dimensionen hat.
Zugleich ist Jesus derjenige, in dem Gott für uns sichtbar wird. Einem seiner Nachfolger sagte er einmal: „Wer mich sieht, sieht auch den Vater“. Damit meinte er Gott den Vater – genau den, der nach einer anderen Aussage des Neuen Testaments in einem für uns unzugänglichen Licht wohnt. Siehe auch der Text „Wie können wir etwas über Gott wissen?“
Für die Zukunft verspricht Gott einen neuen Kosmos, in dem die mit Gott versöhnten Menschen ihn wieder unmittelbar sehen können. Das kann man in den beiden letzten Kapiteln der Bibel nachlesen. Faszinierend ist im Übrigen, wie schon das Alte Testament öfter von rätselhaften Gotteserscheinungen berichtet. Dabei ist immer davon auszugehen, dass Gott der Sohn, also Jesus, sich zeigt. Für den Vater gilt eben, dass ihn derzeit noch niemand sehen kann. (Zur Gottessohnschaft Jesu und zur Dreieinigkeit Gottes verweise ich auf den entsprechenden Textbeitrag).
Selbst Einstein sagte einmal: „Es gibt nur eine Stelle, an der wir kein Dunkel sehen – das ist die Person Jesus Christus. In ihm hat Gott sich am deutlichsten vor uns hingestellt.“ Genau das ist das Anliegen des Neuen Testaments: Uns Gott in Jesus Christus zu zeigen.
Wer ist der Mensch, was ist seine Bestimmung und der Sinn seines Lebens? (Woher kommen das Böse, sowie Leid, Krankheit, Tod?)
Ganz am Anfang der Bibel wird hervorgehoben, dass Gott den Menschen „in seinem Ebenbild“ geschaffen hat. Der Mensch sollte demnach eine Stellvertreterfunktion für Gott in dieser Welt haben, und mit seinem Schöpfer in einer unmittelbaren und ungetrübten Gemeinschaft leben. Es wird dann aber berichtet, dass es einer bösen, Gott und dem Menschen feindlich gesinnten Macht gelang, den Menschen von Gott zu entfremden. Diese Macht redete dem Menschen ein, er könne ohne Gott sein wie Gott. Das erwies sich als bösartige Täuschung mit fatalen Folgen.
Die Bibel erklärt das Böse nicht, sagt aber, dass es eine persönliche, übernatürliche Macht ist, ähnlich wie Gott selbst, aber doch ein von ihm geschaffenes Wesen und nicht auf gleicher Stufe mit Gott. Näheres dazu im Beitrag zur Frage des Dualismus.
Seitdem leben wir Menschen fern von Gott. Das gilt auch dann, wenn wir in irgendeiner Form religiös sind. Uns fehlt sowohl die Beziehung zu Gott als auch die Liebe zu ihm. Auch alle grausamen Kriege und Konflikte zwischen Menschen, unser Unvermögen, unser Leben friedlich und in gerechten Verhältnissen gemeinsam zu gestalten, die von uns angerichteten ökologischen Katastrophen – all das zeigt, dass wir nicht die sind, die wir sein sollten.
Gott möchte aber, dass wir mit ihm versöhnt werden und seine Kinder sind. Er möchte, dass egoistische Wesen wie wir es sind, die selbst Gott spielen und keine ihnen übergeordnete Macht akzeptieren wollen, ihn als Schöpfer ehren und lieben, und in einer vertrauensvollen Beziehung zu ihm leben. Das fühlt sich unmöglicher an als die Quadratur des Kreises. Deshalb sollte es uns auch nicht überraschen, dass der Weg, wie Gott dieses Ziel mit uns erreicht, erst mal sehr ungewöhnlich aussieht. Nämlich so, dass die zweite Person der göttlichen Dreieinigkeit Mensch wird, als Mensch unter uns lebt, aber ganz anders als wir im völligen Gehorsam gegen Gott den Vater. Er nimmt die Schuld und Strafe unserer Rebellion gegen Gott auf sich und stirbt deshalb einsam und verflucht einen grausamen Tod an einem römischen Kreuz. Seine Auferstehung zeigt dann aber: anders als seine Gegner meinten, war nicht er der Sünder, der Feind Gottes, sondern sie und mit ihnen wir alle.
An Jesus wurde also das Todesurteil vollstreckt, das uns gilt. Und genau auf diesem für uns überraschenden Weg hat Gott uns die Versöhnung mit ihm ermöglicht. Was Gott uns anbietet ist Gnade, und dieser Begriff beinhaltet zweierlei:
1) Begnadigung – Gott wird uns nicht mehr strafen, denn, wie schon im Alten Testament über Jesus vorhergesagt wurde: „Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben“. Dabei ist mit „Friede“, im Hebräischen „Schalom“, mehr gemeint als eine Art Waffenstillstand, es geht vielmehr um eine wirklich gute und enge Beziehung zu Gott.
2) Die übernatürliche Kraft Gottes, der uns durch seinen Geist verändert. Das Neue Testament betont, dass die Gnade uns erzieht. Somit werden aus egoistischen Rebellen gegen Gott, die alles vermasselt haben und auch gar nicht anders können, solche Menschen, die Gottes guten Willen tun können, und das bedeutet nicht zuletzt, dass sie andere Menschen lieben und ihnen dienen können, statt sie auszubeuten, zu manipulieren und zu beherrschen.
Diese Veränderung durch den Geist Gottes soll und kann also schon hier beginnen, wobei das ein Prozess ist, kein magischer Knopfdruck, durch den plötzlich alles gut ist. Dennoch ist diese Veränderung real.
Das Endziel Gottes mit uns Menschen geht aber darüber hinaus und wird als „neuer Himmel, und neue Erde“ bezeichnet. Gott stellt uns eine neue Daseinsform in Aussicht; sie wird in den letzten Kapiteln der Bibel grob skizziert. Dieses Dasein wird all das, was unser Leben heute hemmt und gefährdet, nicht mehr kennen. Hass und Gewalt, Krankheit und Tod wird es nicht mehr geben. Es ist wichtig zu betonen, dass das keine billige „Vertröstung aufs Jenseits“ ist. Vielmehr haben gerade die Menschen, in denen diese Hoffnung lebendig war, diese unsere heutige Welt mit am meisten positiv verändert.
Gott verändert also heute schon Menschen, und dies im Hinblick auf ein gigantisches Ziel. Im 1. Johannesbrief steht in Kapitel 3 Vers 2 „Schon jetzt sind wir Kinder Gottes und was das in Zukunft bedeuten wird, können wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen. Aber wir wissen, dass wir von gleicher Art sein werden wie er, denn wir werden ihn so sehen, wie er wirklich ist.“
„Von gleicher Art wie Gott“ – das ist eine gigantische Vision, die alles in den Schatten stellt, was je von Menschen erdacht wurde- ob es der „amerikanische Traum“ ist, oder Zukunftsutopien von Ideologien, oder Hoffnungen von Religionen. Es bedeutet, dass wir, die wir zunächst einmal ausnahmslos Rebellen gegen Gott sind, nicht nur freigesprochen, sondern in eine gigantisch hohe Stellung gesetzt werden. Satan redete dem Menschen ein, ohne Gott wie Gott sein zu können. Gott macht jene Menschen zu seinen Kindern, die diese Rebellion aufgeben. „Gott hält für die, die ihn lieben, etwas bereit, was … keinem Menschen je in den Sinn kam“ (1. Korintherbrief, Kapitel 2 Vers 9). Menschen, die ihr Leben von diesem Ziel her gestalten, leben anders, und das wird für andere erkennbar, das macht den entscheidenden positiven Unterschied.
Für die Lebensgestaltung jetzt und hier enthält das fantastische Perspektiven. Jemand formulierte treffend: „Je weniger Liebe, desto mehr Gesetze“.
In unserer Welt werden ständig neue Gesetz beschlossen, die den Menschen immer mehr kontrollieren und einengen. Gott möchte aber den liebenden Menschen. Er zeigt in seinem Wort sehr deutlich: der Liebende ist der Gerechte. Er tut das Richtige, ohne dass es ihm in allen erdenklichen Details vorgeschrieben werden muss, und unterlässt das Schlechte, ohne dass man ihm erst eine gigantisch lange Liste all dessen vorlegen muss, was schlecht ist oder schlecht sein könnte.
Die in der Bibel beschriebene Liebe überfordert den von Gott entfremdeten Menschen. Nur wenn wir uns Gott und dem Wirken seines Geistes öffnen, können wir in dieser Weise lieben.
Wer ist der Mensch? Hier noch einige Zitate von Blaise Pascal:
„Der Mensch gewinnt seine Größe aus seinem Elend. Denn was bei den Tieren natürlich ist, nennen wir Elend des Menschen – das erinnert uns daran, dass wir, deren Natur jetzt tierähnlich ist, aus einer besseren Natur, an der wir ehemals teil hatten, gestürzt sind. Wir sind wie ein König, der aus seinem Lande verjagt und ohne alle Mittel ist, seinen Thron zurückzugewinnen“
„Wäre der Mensch nicht verdorben, würde er sich seiner Unschuld, der Wahrheit und Glückseligkeit erfreuen. Wäre er schon immer verdorben, würde er keine Vorstellung von Wahrheit und Glückseligkeit haben“
„Wir ahnen gar nicht, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen könnte, wenn wir sie ihm nur ganz überließen“
Und abschließend eines von C.S. Lewis:
„Wollen wir nicht mehr sein als kleine Angestellte in vergänglichen Unternehmen? Es ist unendlich tragisch, dass die Menschen ihre hohe Berufung nicht erkennen. Sie greifen nach dem Mittelmäßigen, wo Gott ihnen viel Wertvolleres anbietet. Geben sich zufrieden mit Alkohol, Sex, Karriere und flacher Unterhaltung, obwohl ihnen unendliche Freude angeboten wird. Sie kriechen, wo sie fliegen könnten, wühlen im Mist, während Gott ihnen eine Krone anbietet.“
Christen glauben an die Existenz Satans. Sind sie somit Dualisten?
Eins vorweg: Wir werden in der Bibel manchmal mit Aussagen konfrontiert, die unser Denk- und Vorstellungsvermögen überfordern. Das soll uns nicht vom Denken abhalten. Aber, ähnlich wie in der Physik, sind mache Dinge eben nicht so ganz einfach durchschaubar und erklärbar. Manchmal muss man Dinge gleichzeitig wahrnehmen, die sich zu widersprechen scheinen (in der Physik etwa das Thema: Licht als Welle versus Licht als Teilchen).
Im Hinblick auf die Frage: „Ist Satan Gott ebenbürtig, tritt er ihm auf gleicher Stufe entgegen?“ sind wir in einer solchen Situation. Wir finden in der Bibel zwei Antworten, die sich zu widersprechen scheinen.
Antwort 1: Auf keinen Fall! Satan ist ein geschaffenes Wesen, somit steht er genauso wenig auf gleicher Stufe mit dem Schöpfer wie irgend ein anderes Geschöpf. Er kann daher nicht einfach tun was er will, sondern nur was Gott ihm zu tun erlaubt.
Antwort 2: Satan erhebt durchaus den Anspruch, sein zu wollen wie Gott – und diesen Wunsch möchte er auch uns Menschen einpflanzen.
Der Theologe Karl Heim sprach von zwei „Gesamtweltbildern“:
1) Die Alleinwirksamkeit Gottes. Mit den Worten Martin Luthers: auch der Teufel ist nur „Gottes Teufel“, all sein Toben ändert nichts daran, dass Gott ihn unter Kontrolle hat. Das zu verstehen ist wichtig, weil wir sonst keine Geborgenheit bei Gott erfahren könnten. Siehe Römerbrief, Kapitel 8, Verse 38f: „Denn ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch andere Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder hohe Kräfte noch tiefe Gewalten – nichts in der ganzen Schöpfung kann uns von der Liebe Gottes trennen, die uns verbürgt ist in Jesus Christus, unserem Herrn.“ Demnach sind also auch diese „hohen Kräfte“ bzw. „tiefe Gewalten“ – wahrscheinlich schließt das Letztere Satan mit ein – Teil der „ganzen Schöpfung“, und somit eben nicht auf gleicher Stufe wie der Schöpfer, und nicht in der Lage, ihm die Menschen zu entreißen, die ihm gehören.
2) Der Kampf: Satan ist eine Macht, die Gott entthronen will, und das ist ernst zu nehmen. Im Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 14, erfahren wir mehr, sowohl über den Versuch als auch sein Scheitern. Im 1. Petrusbrief, Kapitel 5 ab Vers 8 wird Satan als brüllender Löwe beschrieben, der versucht, seine Opfer zu verschlingen.
Entscheidend im Hinblick auf die Frage ist aber, dass Satan als Geschöpf Gottes eben nicht auf einer Stufe mit Gott steht. Hätte der Dualismus recht, könnten wir gar nicht wirklich unterscheiden, welche der miteinander ringenden Kräfte gut ist, und welche böse. Das können wir aber sehr gut.
Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, zeigt uns, dass Satan leider sehr viel Unheil anrichten kann, am Ende aber der Verlierer ist. Genauer gesagt: er ist bereits besiegt, nämlich durch Jesu Tod am Kreuz. Diesen Sieg Jesu kann man so erklären, dass Jesus Gott dem Vater gehorsam blieb und der Versuchung widerstand, Gewalt mit Gewalt, Hass mit Hass zu beantworten. Jesu Liebe siegte über alles Böse. Siehe auch den Brief des Paulus an die Kolosser, Kapitel 2, Verse 13-15
Aber auch die Menschen, die sich von Jesus in seine Nachfolge, in die Beziehung zu ihm rufen lassen, müssen noch gegen das Böse kämpfen – so lange, bis Jesus Christus sichtbar wiederkommt. Gerade sie müssen es sogar besonders, denn sie sind nun besonders die Zielscheibe Satans – anders als die Menschen, die Satan eh schon unter seiner Kontrolle hat.
Andererseits ist Satan dennoch keine gute Ausrede, mit der wir uns der eigenen Verantwortung entziehen könnten. Schon Eva kam nach dem Sündenfall damit nicht durch, und im 5. Kapitel der Apostelgeschichte wird jemand gefragt: „Warum hat Satan dein Herz erfüllt?“ – er kann auch das offenbar nicht, ohne dass wir ihm das ermöglichen. Auch von Judas, der Jesus verriet, lesen wir, dass „der Satan in ihn fuhr“ (Johannes-Evangelium, Kapitel 13, Vers 27), doch auch für Judas ist das keine Entschuldigung; Jesus sagte im Gegenteil über ihn: „Es wäre besser für ihn gewesen, wenn er nie geboren worden wäre“ (Matthäus 26 Vers 24).
Sind Wunder denkbar?
Der evangelische Theologe Rudolf Bultmann meinte, man könne nicht elektrisches Licht benutzen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Diese Haltung ist leider Konsens in vielen etablierten „christlichen“ Kirchen.
Dabei wird aber von einer Denkvoraussetzung ausgegangen, die längst überholt ist, nämlich dass sich die gesamte Wirklichkeit streng wissenschaftlich erklären und auch berechnen lasse. Diese Denkvoraussetzung ist als der „Laplacesche Dämon“ bekannt und hat sich als nicht haltbar erwiesen.
Es gibt natürlich auch viele aktuelle empirische Beispiele für Ereignisse, die sich nicht einfach erklären lassen, nicht zuletzt auch Heilungen.
C.S. Lewis zeigte, dass es für den Glauben an Wunder zwei Denkvoraussetzung gibt:
1) Der Glaube an Naturgesetze, d.h. dass man Naturvorgänge überhaupt erkennen und formulieren kann.
2) Der Glaube, dass es jenseits des durch Naturgesetze Beschreibbaren eine weitere Wirklichkeit gibt. Dieser Wirklichkeit gehören wir selbst an, denn wir denken. Um denken zu können, müssen wir für unser eigenes Denkvermögen eine Zuständigkeit beanspruchen, die unglaubhaft wäre, wenn unsere Gedanken nur eine Funktion des Gehirns, d.h. von physiologischen Vorgängen wäre. Wer sich ein Bild vom Wesen der Natur macht, bezieht damit einen Standpunkt außerhalb von ihr.
Der reine Materialismus widerlegt sich selbst, denn: Wenn die Prozesse meines Verstandes völlig von den Zellen in meinem Gehirn bestimmt werden, ist die Annahme, dass meine Ansichten richtig sind, unbegründet – und dann ist auch die Annahme unbegründet, dass meine Gedanken nur von den Zellen des Gehirns abhängen.
Der Glaube an Wunder ist nicht nur weit davon entfernt, auf der Unkenntnis der Naturgesetze zu beruhen, er ist überhaupt nur in dem Maß möglich, in dem diese Gesetze bekannt sind. Wer noch nicht bemerkt hat, dass die Sonne immer im Osten aufgeht, wird nichts Wunderbares daran finden, wenn sie eines Tages im Westen aufgeht.
Göttliche Wunder brechen nicht die Naturgesetze („wenn A, dann B“), sondern sie ersetzen A durch A2. Sie führen neue Ereignisse ein. Danach wirken die Naturgesetze dann wie üblich: Übernatürlich war, dass Maria schwanger wurde, die Schwangerschaft und Geburt selbst waren dann normal. Übernatürlich war, dass aus Wasser Wein wurde, danach wirkte der Wein genau so (berauschend) wie immer.
Soweit C. S. Lewis.
Zu der Wirklichkeit jenseits des durch Naturgesetze Beschreibbaren gehört vor allem auch der Gott, der die Natur wie die Naturgesetze geschaffen hat. Es ist durchaus plausibel, dass er selbst kein Sklave des von ihm Geschaffenen ist, sondern eingreifen kann.
Grundlegend für den christlichen Glauben ist auch die Erwartung einer göttlichen Neuschöpfung, in der all die negativen Aspekte der jetzigen Wirklichkeit, wie Fressen und Gefressenwerden, Leid und Tod, keinen Platz mehr haben werden. Jesus verstand die Wunder, die er tat, als „Zeichen“ – Zeichen dafür, dass diese neue Welt kommen wird, und dass er ihr Schöpfer ist. Bis zum Anbrechen dieser neuen Wirklichkeit, sollten wir nicht allzu überrascht sein, wenn Gott auch weiterhin immer mal wieder solche Zeichen setzt.
Ist die Auferstehung Jesu nicht ein unglaubwürdiges Märchen?
Immer wenn behauptet wird, dass in der Vergangenheit bestimmte Dinge passiert seien, ist die entscheidende Frage: wie glaubwürdig sind die Aussagen derer, die das Ereignis gesehen bzw. erlebt haben wollen?
Im Hinblick auf die Auferstehung Jesu ist festzuhalten, dass damit die Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments insgesamt steht und fällt. Das wird gerade auch im Neuen Testament selbst so dargestellt, vor allem im 15. Kapitel des 1. Korintherbriefs durch den Apostel Paulus. Dieser weist dann auch auf zahlreiche Zeugen hin, die Jesus als den Auferstandenen gesehen haben. Damit hätte er sich aber selbst absolut unglaubwürdig gemacht, wenn es diese Zeugen nicht wirklich gegeben hätte.
Die Evangelien zeigen, dass jene Männer, die Jesus sich als seine Begleiter ausgesucht hatte, nicht wirklich mit einer Auferstehung Jesu rechneten und von dieser völlig überrascht wurden. Erst nachdem sie Jesus als den Auferstandenen gesehen hatten, hatten sie dann auch den Mut, trotz aller Drohungen der jüdischen Führer, trotz Leid und Tod allen zu erzählen, dass Jesus auferstanden und dadurch von Gott als Herr aller Menschen ausgewiesen ist. Nur weil sie an Jesus gesehen hatten, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, waren auch sie selbst bereit sich für diese Wahrheit töten zu lassen.
Weitere starke Indizien für die tatsächliche Auferstehung Jesu findet man u.a. in einem Interview mit dem Althistoriker Dr. Jürgen Spieß
Ist „Dreieinigkeit“ nicht ein Widerspruch in sich, absurd und unlogisch?
Zugegeben: dass Gott einer und zugleich in drei Personen existent sein soll, überfordert unser Denken. Nun sollte man Gott aber zugestehen, dass er ein Recht darauf hat, unser Vorstellungsvermögen zu übersteigen. Er wäre nicht wirklich Gott, wenn er einfach nur ein Objekt unseres Denkens wäre und weiter nichts.
Der Begriff „Dreieinigkeit“ kommt als solcher in der Bibel nicht vor. Er entspricht aber durchaus dem, wie sich Gott in der Bibel offenbart. Und das nicht erst im Neuen Testament. Es ist vielmehr absolut faszinierend, wie uns schon ganz von Beginn der Bibel an, und dann durchgängig in fast all ihren Büchern, immer wieder neue Hinweise auf die Dreieinigkeit Gottes begegnen.
Man kann jedenfalls feststellen, dass die biblischen Aussagen zu diesem Thema in sich konsistent sind.
Man darf auch nicht übersehen, dass Gott sich in der Bibel immer wieder als Beziehungswesen zeigt. Er hat keineswegs eine beziehungslose Existenz, und sein Handeln in der Weltgeschichte hat immer zum Ziel, eine Beziehung einzugehen zu uns Menschen, die wir von ihm entfremdet und Rebellen gegen ihn sind.
Biblische Aussagen wie die, dass Gott Liebe ist, machen aber nur dann Sinn, wenn diese Liebe kein von Gott geschaffenes Gegenüber braucht. Sonst könnte Gott nämlich erst ab dem Zeitpunkt Liebe sein, an dem er den Menschen geschaffen hat. Er war das aber schon immer, er war schon immer Beziehungswesen, weil die drei göttlichen Personen einander lieben. Intensiv und eindrücklich beschrieben wird vor allem das Verhältnis zwischen Gott dem Vater und dem Sohn, der Mensch wurde, Jesus Christus. Man muss dazu insbesondere einmal das Johannes-Evangelium lesen.
Hier noch eine kleine Auswahl von Bibelstellen des Alten Testaments, in denen Gott als der Dreieinige zumindest angedeutet wird.
Gleich den ersten Vers der Bibel kann man wie folgt übersetzen: „Im Anfang schuf Götter die Himmel und die Erde“. Das hebräische „Elohim“ ist eine Mehrzahlform für Gott, das Verb „schuf“ steht dagegen in der Einzahl. Das ist kein peinlicher Grammatikfehler, sondern eine geniale Pointe!
Immer noch das erste Kapitel des ersten Mosebuchs, Vers 26: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen“ – warum steht hier „uns“? Das klingt nach einer Mehrzahl von Personen, die gemeinsam einen Entschluss fassen.
In Kapitel 18 erblickt Abraham plötzlich drei Männer. Einer davon wird im Verlauf dieser Erzählung unvermittelt als JHW bezeichnet, d.h. er trägt einen der Gottesnamen des Alten Testaments. Andererseits sagt die Bibel eindeutig, dass niemand Gott sehen kann. In 2. Mose 33:20 sagt Gott dem Mose: „mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht!“. In 1. Timotheus 6:16 wird von Gott gesagt: „der allein Unsterblichkeit hat, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann“. In Jesaja 6 erschrickt Jesaja fast zu Tode, als er mit der Gegenwart Gottes konfrontiert wird. Gottesoffenbarungen im Propheten Hesekiel beschreiben gewissermaßen die Umgebung Gottes, nie ihn selbst. Wen also haben Abraham und dann auch die genannten Propheten gesehen? Legt das nicht nahe, dass es eine Mehrzahl von Personen gibt: Einerseits den unsichtbaren, und andererseits einen, der hineinkommt in den Staub und Dreck dieser Welt? Manche Berichte des Alten Testaments berichten von einem „Engel des Herrn“, der aber göttliche Eigenschaften hat und Dinge tut, die nur Gott selbst tun kann. Ein Engel ist ein Gesandter, und als solcher bezeichnet sich Jesus Christus immer wieder im Johannes-Evangelium. Gleichzeitig bringt er ebendort seine Gottessohnschaft klar zur Sprache.
Auch der Geist Gottes wird schon im Alten und nicht erst im Neuen Testament als handelnde Person beschrieben, z.B. gleich in 1. Mose 1:2 oder in Richter 6:34
Dies nur als kurze Andeutung – jeder ist eingeladen, die Bibel mal im Hinblick auf diese Frage zu studieren.
Lehrt die Bibel eine „billige Gnade?“
Die Reformatoren hatten sich mit der katholischen Lehre auseinanderzusetzen, dass der Mensch selbst etwas dazu beitragen kann und muss, um von Gott anerkannt zu werden. Anhand der Bibel erkannten sie jedoch, dass der Mensch ein so hoffnungsloser Sünder ist, dass er dies eben gerade nicht kann. Ein Nichtschwimmer im Ozean braucht einen Rettungsring, um nicht unterzugehen. Er kann nur eines tun: den ihm zugeworfenen Rettungsring ergreifen. Zwar ist es entscheidend, dass er das tut; er kann sich deswegen aber nicht auf die Schultern klopfen und behaupten, er habe sich selbst gerettet. Genau so versteht die Bibel den Glauben, den Gott von uns Menschen fordert: Er ist die Tat dessen, der selbst nichts aktiv tun kann. Das Ergreifen, das Annehmen dessen, was Gott in Christus getan hat: Christus hat stellvertretend die Strafe auf sich genommen, die wir verdient haben.
Das darf aber nicht so verstanden werden, als wäre es egal, wie ein Mensch lebt, nachdem er zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist. Denn dieser Glaube ist eine aktive Zuwendung zu Jesus, dem persönlichen Retter. Der Glaubende weiß sich ihm verpflichtet. Er wird nun nicht verschweigen können, was Jesus mit ihm gemacht hat – dass er durch Jesus mit Gott versöhnt ist. Und schon dieses Bekenntnis zu Jesus ist für viele Menschen in unseren Tagen alles andere als billig. Es kostet vielen das irdische Leben, da der christliche Glaube von religiösen Eiferern verschiedenster Religionen wie auch von totalitären Machthabern bis aufs Blut bekämpft wird.
Das Neue Testament macht sehr deutlich, dass nur der ein wirklicher Christ ist, der sich auch zu seinem Glauben bekennt.
Außerdem wird die konkrete Lebensführung sich nun definitiv anders gestalten. Auf die Idee: „toll dass mir dank Gottes Gnade nichts mehr passieren kann – dann kann ich ja nun machen was ich will“ kann nur jemand kommen, der Jesus noch nicht wirklich begegnet ist. Denn zum Einen ist es sehr demütigend zu erkennen, dass meine Sünde Jesu qualvollen Tod am Kreuz, stellvertretend für mich, verursacht hat. Das legt garantiert nicht nahe, dass ich mein Sündenkonto nun noch weiter aufladen sollte. Nicht zuletzt machen die an Jesus Glaubenden die Erfahrung, dass Gottes heiliger Geist in ihnen wirkt. Dieser gibt Kraft zu einem neuen, positiv veränderten Leben. Details dazu kann man nachlesen in den Kapiteln 6 – 8 des Römerbriefs. Gerade in Kapitel 6 wird deutlich: Der Gläubige wird mit Jesu Tod und Auferstehung identifiziert, er lebt ein neues Leben in der Gemeinschaft mit Gott, nicht mehr länger gottlos-autonom. Insofern ist die Gnade alles andere als billig: Sie hat Gott alles gekostet, und auch uns kostet sie das alte, gottferne Leben. Und sie erzieht uns zu einem radikal veränderten Leben, siehe Titusbrief, Kapitel 2:11-14: „Denn die Gnade Gottes ist jetzt sichtbar geworden, um allen Menschen die Rettung zu bringen. Sie erzieht uns dazu, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden zu verleugnen und besonnen, gerecht und mit Ehrfurcht vor Gott in der heutigen Welt zu leben, als Menschen, die auf die beglückende Erfüllung ihrer Hoffnung warten und auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus. Er hat sich für uns ausgeliefert, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufen und sich ein reines Volk schaffen könne, das darauf brennt, Gutes zu tun.“
Was wartet nach dem Tod auf uns?
Die Bibel macht in sehr vielen Texten klar, dass jeder Mensch ewig existieren wird, wobei sich jedoch die Umstände und Bedingungen dieser Existenz in extremster Weise unterscheiden werden. Kurz gesagt, gibt es sowohl ein ewiges Leben, als auch ein ewiges Unleben. Lesen Sie dazu auch meinen Text „Anerkannt oder abgewiesen“.
Hier möchte ich noch etwas mehr auf die Kriterien eingehen, warum jemand in ewiger, ungetrübter Gemeinschaft mit Gott leben und sein Kind sein kann, oder aber „fern sein muss von dem, der überall ist“.
Zu Gottes Botschaft an uns Menschen gehört ganz grundlegend, dass wir uns Gott nicht als Handelspartner vorstellen dürfen, den wir durch unsere Leistungen zu Gegenleistungen bzw. Wohlverhalten verpflichten könnten. Vielmehr sind alle Menschen vor Gott schuldig, weil sie ihm nicht so danken, ihn nicht so lieben und ehren wie sie sollten. Gerade auch die menschliche Religiosität, die Gott als Geschäftspartner behandelt, ist ein Ausdruck der tatsächlichen Gottesferne. Aus zwei Gründen:
Erstens zieht man damit Gott auf unsere Stufe herunter (was gotteslästerlich ist), oder umgekehrt betrachtet erhöht man sich selbst auf die gleiche Stufe wie er (und ist damit des galoppierenden Größenwahnsinns fette Beute). Tatsächlich ist garantiert niemand mit Gott „auf Augenhöhe“!
Zweitens möchte Gott nicht zuerst unsere Leistungen, nicht ein wie auch immer definiertes Wohlverhalten, sondern unsere ungeteilte Liebe zu ihm, und zu unseren Mitmenschen. Und an dieser Hürde scheitern nicht nur notorische Bösewichte, sondern auch wohlanständige Bürger ohne Eintrag im Strafregister, die großzügige Spenden an soziale Organisationen vorweisen können.
Gottes Maßstab ist Vollkommenheit. Manche denken: „wenn bei mir das Gute das Böse überwiegt, wird Gott ja wohl mit mir zufrieden sein.“ Das ist aber so, als würde man Gäste zu einem Essen einladen und ihnen sagen: „In diesem Pilzgericht sind leider auch ein paar Knollblätter- und Fliegenpilze enthalten, aber keine Angst, die meisten Pilze sind gute Speisepilze“.
Was der heilige Gott, den wir also gerade nicht und mit keinerlei Mitteln „kaufen“ können, von uns will, ist zuerst einmal, dass wir unseren Bankrott vor ihm eingestehen. Dass wir unseren Stolz begraben und ehrlich als die zu ihm kommen, die wir sind – als Versager, die es völlig vermasselt haben, als Rebellen, die seinen Anspruch auf unser Leben zurückgewiesen haben. Und die deshalb an Gott keine Rechtsansprüche stellen, sondern nur um seine Gnade bitten können. Diese Gnade wird uns dann gewährt, nach dem Prinzip der Stellvertretung: Den Gehorsam, den wir Gott schulden, ihm aber nicht geleistet haben, hat Jesus für uns geleistet, er war „gehorsam wie ein Sklave, gehorsam bis zum Tod am Kreuz“. Sein Gehorsam wird nun also uns, den Ungehorsamen, zugerechnet. Vorausgesetzt, wir binden unser Leben an ihn, in Glaube und Gehorsam., und machen ihn zum Herrn unseres Lebens, verzichten also darauf, unser Leben weiterhin gottlos-autonom zu führen. Wir müssen mit unserem bisherigen Ungehorsam also Schluss machen. Wer sich Jesus anvertraut, erfährt auch die Wirkung seines Geistes, die das in uns möglich macht.
Das Prinzip der Stellvertretung bezieht sich vor allem auch auf die Strafe, die wir für unsere Rebellion gegen Gott verdient haben. Da er gerecht ist, kann Gott Sünde nämlich nicht ungestraft lassen. Jesus, der absolut gehorsam und sündlos war, trug stellvertretend für uns die Strafe für unser Sünde, so dass wir sie nicht mehr tragen müssen. Das wurde über Jesus schon im Alten Testament vielfach vorhergesagt, am deutlichsten in Jesaja 52:13 – 53:12, und es wird im Neuen Testament in vielen Worten und Bildern immer wieder betont.
Das ist nun sicher nicht intuitiv einfach verstehbar, aber jeder, der sich vom Geist Gottes zeigen ließ, dass er Sünder ist, wird es mit Freude annehmen, weil er erkannt hat: das ist meine exklusiv einzige Chance.
Für jeden, der das Evangelium gehört hat, ist seine Entscheidung für oder gegen Jesus das einzig entscheidende Kriterium. Das wird im Neuen Testament immer wieder hervorgehoben, sehr deutlich etwa im Johannes-Evangelium, Kapitel 3, Vers 36: „Wer an den Sohn Gottes glaubt und ihm vertraut, hat ewiges Leben. Wer dem Sohn aber nicht gehorcht, wird das ewige Leben nie zu sehen bekommen, denn Gottes Zorn wird auf ihm bleiben.“ Man beachte, dass in der positiven Aussage das Verb „glauben“, im negativen Gegenstück dagegen „gehorchen“ verwendet wird. Das macht unübersehbar deutlich, dass in der Bibel Glaube nicht als unverbindliches Fürwahrhalten verstanden wird, sondern nur echt ist, wenn er sich im Gehorsam bewährt. Siehe auch der Beitrag: „Lehrt die Bibel eine billige Gnade?“
Es bleibt die Frage, was mit Menschen geschieht, die von Jesus Christus als dem exklusiv einzigen Weg zu Gott nichts gehört haben. Hier gibt uns die Bibel nicht auf alle Details, die uns diesbezüglich interessieren, eine Antwort (z.B. was ist mit Ungeborenen, die abgetrieben wurden, oder mit Kleinkindern, die starben bevor man ihr Verhalten moralisch beurteilen könnte?)
Grundsätzlich macht Gott natürlich niemanden für etwas verantwortlich, was der Betreffende gar nicht hätte leisten können. Und die Bibel betont immer wieder, dass Gott nicht will, dass der Gottlose verdirbt, sondern vielmehr, dass er umkehrt und lebt. Es wäre aber fatal, wollte man darin eine Gewähr dafür finden, dass irgendwie und irgendwann doch mal alle Menschen gerettet sein werden (gerettet ist der biblische Fachbegriff dafür, dass ein Mensch mit Gott versöhnt und sein Kind wird).
In Matthäus 25 werden Aussagen Jesu überliefert, die besagen, dass er Menschen danach beurteilen wird, wie sie „seine geringsten Brüder“ behandelt haben. Wer ihnen geholfen hat, wird das ewige Leben haben, alle anderen das ewige Unleben. Auch hier bleiben Fragen offen: Wer sind „seine geringsten Brüder“ – nur Christen, die z.B. ihres Glaubens wegen verfolgt wurden und deshalb die genannte Hilfe benötigen, oder alle irgendwie Not leidenden Menschen?
Festzuhalten ist:
1) Gott behandelt garantiert niemanden schlechter als er es verdient. Das ist aber keinesfalls eine Lebensversicherung für Menschen, die keine Beziehung zu ihm wollen! Denn sie werden bekommen, was sie wollten. Am Ende wird es nur zwei Arten von Menschen gegeben haben: Solche, die zu Gott sagten: „Dein Wille geschehe“, und solche, denen Gott sagen muss: „Dein Wille geschehe – Du hast mich nicht gewollt, also wirst du für alle Ewigkeit niemals in meiner Nähe sein!“
2) Wer immer von Jesus gehört hat, ist aufgefordert, ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Wer das tut, darf sich auf das Ewige Leben mit und bei ihm freuen.
Warum dieses Getue wegen dem Glauben – man kann doch auch ein guter Mensch sein, ohne Christ zu sein!
Hier folge ich der Argumentation von C.S. Lewis („Gott auf der Anklagebank“, Kapitel 7):
Diese Haltung verrät ein völliges Desinteresse an der Wahrheit. Als Mensch muss man aber doch eigentlich nach der Wahrheit fragen. Wenn die Bibel nicht die Wahrheit sagt, kann man sie auch dann nicht glauben wollen, wenn sie nützlich wäre. Ist sie aber wahr, ist sie auch dann zu glauben, wenn mir das keinen Nutzen bringt.
Wenn ich die Wahrheit nicht glauben und kennen will, werden meine moralischen Maßstäbe in bestimmten Fragen verkehrt sein, und ich werde trotz bester Absicht Schaden anrichten.
Wer die oben formulierte Frage stellt, hat offenbar die biblische Botschaft kennen gelernt und ist sich nicht sicher, dass sie falsch ist. Dann steht hinter der Frage aber die Furcht sich festlegen zu müssen – die Furcht vor den Konsequenzen der Wahrheit. Er ist wie jemand, der trotz Schmerzen nicht zum Arzt geht, weil er sich vor der Diagnose fürchtet.
Die Größe der biblischen Botschaft fordert heraus: entweder ist sie wahr, dann muss man sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, oder sie ist unwahr, dann muss man diesen gewaltigen Schwindel mit aller Kraft bekämpfen.
Tatsächlich aber ist sittliche Vollkommenheit:
1) etwas, was wir nicht einmal erkennen können ohne die Wahrheit der Bibel
2) etwas, was wir aus uns nie schaffen können ohne die Kraft Gottes. Gott geht es nicht um unser Bemühen, sondern um eine Neuschöpfung – wir müssen von neuem geboren werden. Weniger ist zu wenig.
Wie kann ein guter Gott all das Böse und all das Leid zulassen?
Das ist die klassische Theodizee-Frage: Wenn Gott sowohl allmächtig als auch gut ist, wie kann es dann sein, dass er z.B. all das Böse zulässt, das Menschen einander antun? Oder auch Naturkatastrophen?
Für C.S. Lewis war das zunächst ein überzeugendes Argument gegen den christlichen Glauben. Doch dann fragte er sich: „Woher hatte ich meine Vorstellung von gerecht und ungerecht? Wenn die ganze Welt tatsächlich ohne Sinn und Verstand wäre, wäre uns dieses gar nicht bewusst. Gäbe es kein Licht und keine Augen, die es sehen könnten, würden wir niemals wissen, dass es dunkel ist. Dunkel wäre dann ein sinnloses Wort.“ Er musste sich eingestehen:
Dass uns ein moralisches Gesetz bewusst ist, lässt sich nicht materialistisch begründen.
Die Bibel gibt uns zwar keine erschöpfende Auskunft über alle Aspekte des Bösen, aber wir erfahren, dass es eine unsichtbare Welt gibt, mit für uns normalerweise nicht wahrnehmbaren Wesen, und dass solche Wesen gegen Gott rebelliert haben und es weiterhin tun. Wir Menschen sind in diese Rebellion einbezogen. Das ist eine sehr schlüssige Erklärung dafür, dass wir oft an uns selbst ein Unvermögen beobachten, das von uns als gut Erkannte auch konsequent zu tun.
Das Handeln und Reden Jesu in den Evangelien wird uns so dargestellt, dass es dabei ganz entscheidend um einen Kampf gegen die unsichtbare Macht Satans geht.
Es stehen nun zwei absolut entscheidende Fragen im Raum.
Die erste kann man kurz als die Schuldfrage bezeichnen: Wir sind Rebellen gegen den allmächtigen Gott, von ihm getrennt – wie kann es für uns eine Versöhnung und Friede mit Gott geben?
Die zweite Frage ist die Machtfrage: Wer hat in dieser Welt das Sagen – Gott oder sein unsichtbarer Gegenspieler, Satan?
Die biblische Botschaft zeigt, dass Gott diese beiden Probleme zwar durch eine Handlung löst, weil sie sehr eng zusammengehören, dass in unserer konkreten Erfahrung aber bisher nur die Schuldfrage als gelöst erlebt werden kann. Näheres hierzu in den Büchern von Karl Heim, „Jesus der Herr“ und „Jesus der Weltvollender“ – siehe meine Zusammenfassung.
Satan möchte ohne und gegen Gott sein wie Gott, und hat dieses Verlangen auch in uns eingepflanzt. Die Bibel zeigt nun Jesus als den einen, in dem Gott Mensch wurde, und er war – im radikalen Gegensatz zu uns Menschen – seinem göttlichen Vater gehorsam bis zum Äußersten, bis zum Tod am Kreuz. Versöhnung mit Gott ist dadurch für uns möglich, das wir uns Jesus, dem gekreuzigten und auferstandenen Gottessohn anvertrauen. Dann wird sein Gehorsam uns, den unheilbar Ungehorsamen, zugerechnet. Dabei werden wir auch grundlegend verändert, werden fähig, Gott zu gehorchen. Somit ist diese Begnadigung durch Gott nicht billig, siehe den Text: „Lehrt die Bibel eine billige Gnade?“
Zugleich ist damit aber auch die satanische Rebellion gegen Gott insgesamt widerlegt und überwunden. Die Macht Satans ist grundsätzlich schon gebrochen, jedoch wird das erst dann für uns erlebbar, wenn Jesus Christus sichtbar wiederkommt und alle Mächte endgültig beseitigt, die heute immer noch gegen ihn rebellieren.
Man versteht den christlichen Glauben nur dann richtig, wenn man seine radikale Hoffnung ernst nimmt, dass die jetzige Zeitepoche enden wird, dass Gott sie und mit ihr auch alles Leid und Unrecht beseitigen wird. Es gibt viele Texte im Neuen Testament, die genau diese Hoffnung zum Ausdruck bringen. Ohne diese Hoffnung wären Leid, Tod und Unrecht in der Tat unerträglich und ein schlagendes Argument gegen den Glauben.
Die Herausforderung der biblischen Botschaft ist, diese Spannung der für unser Erleben noch nicht gelösten Machtfrage, und damit der Frage des Leids, auszuhalten. Das ist uns nur dann möglich, wenn uns zunächst einmal aufgegangen ist, wie schwer die Schuldfrage wiegt. Nur wenn wir zumindest ansatzweise verstanden haben, wie entscheidend es ist, dass unsere Sünde uns nicht mehr von Gott trennt, weil Jesus der Sohn Gottes selbst die Strafe dafür getragen hat, werden wir Leid und Unrecht ertragen können in der Hoffnung, dass dies mit Jesu Wiederkunft enden wird.
Hier noch ein Verweis auf entsprechende Aussagen der Bibel:
Offenbarung, Kapitel 21, Verse 1 – 8
Römerbrief, Kapitel 8, Verse 18 – 22
2. Petrusbrief, Kapitel 3, Vers 13
1. Korintherbrief, Kapitel 15, Verse 21-26 (Jesu Auferstehung kündigt eine Fortsetzung an: es werden zunächst alle auferstehen, die an ihn glauben, dann auch alle anderen Menschen; der Tod und mit ihm alles was für uns gegen Gott zu sprechen scheint, wird beseitigt).