Soziale Gerechtigkeit
Ideologien sind immer blind für bestimmte Bereiche der Wirklichkeit. Das gilt auch für Kapitalismus und Kommunismus.
Der Frühkapitalismus lehrte: Wenn der Staat den wirtschaftlich Starken und Erfolgreichen alle Freiheit lässt, dann ist das zum Besten der ganzen Gesellschaft. Man war blind für die Tatsache, dass viele Menschen rücksichtslos ausgebeutet wurden. Sie bekamen von den Fabrikbesitzern nur gerade so viel Lohn, dass ihre Arbeitskraft halbwegs erhalten blieb. Entsprechend hoch war der Profit der wirtschaftlich Mächtigen.
Der Kommunismus als radikale Antithese zu diesem zweifellos absolut ungerechten System forderte nun das Ende des freien Marktes, die Enteignung der Besitzenden und eine zentrale Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft. Man hoffte, dadurch gerechte und menschenwürdige Verhältnisse erzwingen zu können. Doch in den kommunistisch regierten Ländern zeigte sich schnell, dass dies nicht funktionierte. Gerade in diesen Ländern ging es mit der Wirtschaft bergab, und die Menschen waren einer bis dahin beispiellosen Tyrannei ausgeliefert. Einzelheiten dazu bei „Hartl’s Senf“
Der Kommunismus wollte nicht sehen, dass der Mensch eben nicht von Natur gut, sondern durch Macht und Geld korrumpierbar ist. Dass nicht so sehr die Verhältnisse den Menschen formen, sondern dass die ungerechten Verhältnisse eine Folge der egoistischen Natur des Menschen sind, der sich selbst immer der Nächste ist. Man bekam das Problem der Korruption nicht in den Griff. Die nun Mächtigen konnten ohne jede Kontrolle herrschen. Macht aber korrumpiert alle, die Kommunisten wie die Kapitalisten. Das ergibt sich leider zwangsläufig aus der sündigen Natur des Menschen, mit der keine Ideologie fertig werden kann.
Das Scheitern des Kommunismus in Europa um 1989/1990 wurde in der westlichen Welt, vor allem in den USA, als Triumph des Kapitalismus gesehen. Man meinte, nun mit einer kapitalistischen Weltordnung die ganze Welt beglücken zu können.
Nun kommt aber nach biblischer Aussage der Hochmut vor dem Fall, und der krachende Fall des Neokapitalismus war die Weltfinanzkrise. Hier zeigte sich: unkontrollierte Macht (in diesem Fall von Bankern) ist absolut zerstörerisch. Das führte leider zu keinem Umdenken. „Shareholder Value“ dominiert weiterhin alle Entscheidungen, und große Kapitalanleger kontrollieren weithin die großen Unternehmen, unterliegen dabei selbst aber keiner Kontrolle. Das führte dazu, dass nun bei Manchen der Kommunismus wieder attraktiv wurde; sie verdrängen die historische Erfahrung mit seinem Scheitern und seiner Brutalität.
Wie könnte nun eine wirklich gerechte Wirtschaftsordnung aussehen?
Absolut genial für die damalige Zeit war das alttestamentliche Gesetz, nach dem alle Familien Landbesitz hatten. Dieser konnte nur (wenn aufgrund einer wirtschaftlichen Notlage erforderlich) auf Zeit verkauft werden. Nach einer gewissen Zeitspanne fiel er wieder an die Familie zurück, die das Land ursprünglich besaß. Somit gab es quasi immer nur Selbstständige, keine abhängig Beschäftigten, und es gab keine Möglichkeit zur Akkumulation des Kapitals. Auch wenn wir das nicht 1:1 in unsere Zeit übertragen können, lassen sich daraus doch entscheidende Prinzipien für eine gerechte Wirtschafts- und Sozialordnung ableiten.
1) Da Macht – auch wirtschaftliche Macht – den Menschen korrumpiert, darf niemand zu viel davon haben. Ein sehr strenges Kartellrecht müsste die Bildung großer Unternehmen rigoros verbieten. Auch Banken dürften keinesfalls eine Größe erreichen, die sie in die Position „too big to fail“ bringt. Investmentgesellschaften dürften niemals so groß und mächtig werden wie z.B. BlackRock.
Die Wirtschaft müsste auf kleinen, mittelständischen Betrieben basieren. Großprojekte sollten tendenziell eher durch die Zusammenarbeit solcher Kleinbetriebe gestemmt werden, als durch Großbetriebe.
2) Auch die wirtschaftliche Macht des Staates und staatlicher Institutionen müsste begrenzt werden. Wir haben heute in Deutschland eine Staatsquote von ca 50%, und zugleich Staatsschulden in Schwindel erregender Höhe. Das geht zu Lasten der kleinen Betriebe, der Arbeitnehmer und der künftigen Generationen. Dieses extrem hohe Geldaufkommen wird für Sozialausgaben verschwendet, während die Infrastruktur zerfällt. Dieses System belohnt verantwortungsloses, asoziales Verhalten. Es ist in vieler Hinsicht absurd und ungerecht. Z.B. erhält ein gut verdienendes, kinderloses Ehepaar im Alter eine hohe Rente. Bezahlt von den Nachkommen jener Ehepaare, die um ihrer Kinder willen zeitweise auf Berufstätigkeit und damit auch auf Einkommen und Rentenansprüche verzichtet haben!
Wichtig wäre, zum Prinzip der Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Bürger zurückzukehren. Sozialausgaben sind grundsätzlich ungerecht und kontraproduktiv.
Soziale Gerechtigkeit ist in der Bibel ein großes Thema. Dabei geht es aber um Schutz vor Ausbeutung, gerechten Lohn etc. Das ist auch heute sehr wichtig. Ein Sozialstaat dagegen erreicht das Ziel der sozialen Gerechtigkeit gerade nicht. Sobald nämlich ein Rechtsanspruch besteht auf Geld, das jemand trotz Untätigkeit bekommt, zerstört das die Arbeitsmoral.
Die christlichen Gemeinden der ersten Zeit (als es noch keine organisierte, mächtige und dann auch ganz schnell korrupte Kirche gab) waren bekannt für ihr beispielloses soziales Engagement. Man half sich gegenseitig, aber auch vielen anderen. Z.B. wurden viele Säuglinge adoptiert, die damals im römischen Reich einfach ausgesetzt und damit dem Verhungern preisgegeben wurden. Entscheidend ist aber: Dieses Engagement geschah freiwillig, weil Menschen durch Gottes Geist grundlegend verändert wurden. Weil Menschen verstanden: Gott zu lieben ist wichtiger als der Besitz von vergänglichen Dingen. Und Gott zu lieben führt automatisch dazu, die von ihm geschaffenen Menschen zu lieben und ihnen zu helfen.
Was eine Gesellschaft braucht, ist also keine wie auch immer geartete Ideologie, die Menschen kontrolliert und/oder ausbeutet. Sondern von Gott veränderte Menschen, die daher bereit sind zu dienen. Die eben nicht beherrschen und kontrollieren wollen. Menschen, die Vorbilder sind, denen man folgen kann.
