Wie wird man Christ?

Leider gibt es bei dieser Frage viele Missverständnisse. Die Zugehörigkeit zu einer christlichen Organisation, genannt Kirche, ist genau so wenig ausschlaggebend wie ein bestimmtes ethisches Verhalten.

Tatsächlich erfordert das Christ-Werden eine bewusste Entscheidung, auf der Grundlage der biblischen Botschaft. Dabei muss ich mich erst einmal einer sehr verstörenden Tatsache stellen, die in der Bibel immer wieder betont wird: Ich bin zwar biologisch lebendig, aber geistlich tot!
Das Leben hat aus biblischer Sicht mehrere Dimensionen. Im Griechischen kann man sie mit den Begriffen bios und zoe differenzieren. Bios bezeichnet das biologische Leben, das wir mit allen Lebewesen gemeinsam haben. Zoe bezeichnet eine nur für den Menschen mögliche Dimension des Lebens, die nur Realität ist, wenn der Mensch in einer echten Beziehung zu Gott lebt. Dem ersten Menschen wurde von Gott erklärt, dass er nicht essen dürfe „von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst, musst du sterben.“ (1. Mose 2:17).
Nun verloren Adam und Eva nach dem in 1. Mose 3 beschriebenen Sündenfall zwar nicht sofort ihr biologisches Leben. Sehr wohl aber das Leben in seiner geistlichen Dimension, die Beziehung zu Gott. Im Neuen Testament geht es ganz zentral um die Frage, wie diese Dimension des Lebens dem Menschen wieder zugänglich wird.
Jesus Christus machte klar, dass das nur durch ihn möglich ist. Das kommt beispielsweise in einigen seiner „Ich-bin“-Worte zum Ausdruck, z.B. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (Johannes 14:6). Er fügt an dieser Stelle hinzu: „niemand kommt zum Vater (also Gott dem Vater) außer durch mich“. Damit unterstreicht er, dass diese fehlende Lebens-Dimension gleichbedeutend ist mit dem fehlenden Zugang zu Gott. Was der Mensch daher braucht, ist eine geistliche Wiedergeburt, die eine Versöhnung des Menschen mit Gott bedingt. Im 3. Kapitel des Johannes-Evangeliums erklärt Jesus einem jüdischen geistlichen Würdenträger genau diesen Zusammenhang: Er betont zunächst, dass diese geistliche Wiedergeburt notwendig ist. Auf die ratlose Frage seines Gesprächspartners, wie das möglich sei, antwortet Jesus, dass er gesandt wurde, um durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz für sündige (trotz ihrer eventuellen Religiosität von Gott getrennte) Menschen die Vergebung und Wiederannahme durch Gott zu ermöglichen. Gerade der Glaube an ihn als den, der die Strafe auf sich nimmt die wir verdienen, bringt den Menschen wieder mit Gott zusammen, gibt ihm dieses neue Leben, das einhergeht mit einer neuen Identität als Kind Gottes.

Jesus betonte auch sonst in den Evangelien, dass Menschen die nicht durch ihn die Beziehung zu dem lebendigen Gott wieder neu geschenkt bekommen haben, geistlich tot sind:

  • Im Zusammenhang mit einer Beerdigung sagte er; „lasst die Toten ihre Toten begraben“ (Lukas-Evangelium, Kapitel 9, Vers 60). Diese Aussage macht nur Sinn, wenn es zwei Dimensionen von Tot-Sein gibt, die man unterscheiden muss.

  • In dem bekannten Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ lässt Jesus den Vater über seinen Sohn sagen, er sei tot gewesen (Lukas 15 Vers 24). Tot deshalb, weil er die Lebens-Dimension der Beziehung zum (göttlichen) Vater verloren hatte.

Auch in den Briefen des Neuen Testaments finden wir gleichlautende Aussagen zu diesem entscheidend wichtigen Thema, zum Beispiel im Epheser-Brief, Kapitel 2, Vers 1: „Auch euch hat er mit Christus lebendig gemacht, obwohl ihr durch eure Sünden und Verfehlungen tot wart.“

Als Jesus vor ca. 2.000 Jahren auf dieser Erde lebte, folgten ihm viele Menschen, weil sie intuitiv verstanden: Dieser Jesus hat das Entscheidende, das uns fehlt – eine andere Qualität von Leben. Einer seiner Nachfolger fasste die umwerfende Entdeckung, die er bei seiner Begegnung mit Jesus machte, wie folgt zusammen: „Ja, das Leben ist erschienen. Das können wir bezeugen. Wir haben es gesehen und verkündigen es euch: das ewige Leben, das beim Vater war und bei uns sichtbar geworden ist.“ (1. Johannesbrief, Kapitel 1, Vers 2). Er hat also entdeckt: Mit Jesus ist das Leben nicht nur voll, sondern sinnvoll.

Bis heute erleben es viele Menschen, dass ihnen in der Beziehung zu Jesus Christus diese neue Dimension des Lebens zugänglich wird. Eine Dimension, die wichtiger, entscheidender ist als das biologische Leben. In vielen Ländern bekennen sich Menschen zu Jesus dem Leben, obwohl sie dabei ihr biologisches Leben riskieren. Sie orientieren sich an dem Wort Jesu: „Habt keine Angst vor denen, die nur den Leib töten, der Seele aber nichts anhaben können. Fürchtet aber den, der Seele und Leib dem Verderben in der Hölle preisgeben kann.“ (Matthäus-Evangelium, Kapitel 10, Vers 28).

Christwerden beinhaltet auch, Gott die Herrschaft über das eigene Leben zu überlassen. Im Mittelpunkt steht also nicht länger mein Ego, sondern der Gott, der durch Jesus Christus mein Vater geworden ist, und der mein Vertrauen und meinen Gehorsam verdient. Davor wird nur jemand zurückschrecken, der noch nicht entdeckt hat: Jesus Christus gibt mir das Leben in dieser neuen, ungeahnten Dimension! Ich bin von ihm überreich beschenkt! Die wohl schönste Beschreibung des Christwerdens finden wir in einem Gleichnis Jesu: „Mit dem Reich Gottes (dieser Begriff ist hier ein Synonym für diese Lebens-Dimension) ist es wie mit einem im Acker vergrabenen Schatz, der von einem Mann entdeckt wird. Voller Freude geht er los, verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.“ (Matthäus 13, Vers 44). Wir tragen die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben in uns. Aber nichts in dieser Welt kann diese Sehnsucht wirklich befriedigen. Viele Versuche enden in einer Sucht. Nur die Beziehung zu Gott selbst stillt diese Sehnsucht.

Der gleiche Sachverhalt wird im Neuen Testament auch so beschrieben, dass der Mensch durch Jesus seine einzigartige Würde als im Bild Gottes geschaffenes Wesen zurückerhält. Siehe dazu meinen Beitrag über die gigantische Vision

Wie erhalten wir dieses Leben? Indem wir Gott darum bitten. Sein Versprechen ist: wer bittet, der empfängt, wer anklopft, dem wird geöffnet.
Es gibt hier keine Schablone, aber das hier formulierte Gebet könnte eine Hilfe sein:
„Jesus Christus, ich danke Dir, dass Du mich liebst und als Gott Mensch geworden bist, um Menschen wieder das echte Leben zu geben. Vergib mir, dass ich mein Leben bisher gottlos-autonom geführt habe. Danke, dass Du auch für mich am Kreuz gestorben bist, um die Strafe für meine Schuld zu erleiden. Ich vertraue mich Dir an, Du sollst nun mein Leben sein und mein Tun bestimmen. Heile Du die Wunden meiner Seele und verändere mich durch Deinen Heiligen Geist. Mache mich zu dem Menschen, der ich nach Deinem Willen sein soll. Danke, dass Du mich hörst, und dass ich glauben darf, dass ich nun Kind Gottes bin“.

Zum Leben im Glauben gehört dann,
1) dass man die Bibel liest – nur so kann man Gott, seinen Plan für diese Welt und unser persönlichens Leben kennen lernen
2) dass man zu ihm betet
3) dass man Gemeinschaft mit anderen Christen hat. Das heißt: mit Menschen, die ebenfalls diese neue Dimension des Lebens empfangen haben und sich an der Bibel orientieren (und nicht etwa an einem christlichen Guru, oder den Spezial-Lehren einer bestimmten Kirche). Leider findet man diese Gemeinschaft nicht unbedingt in den Kirchensteuer-Kirchen, sondern eher in Freikirchen und Hausgemeinden. Wichtig ist, dass sich diese Gemeinschaft an der Bibel als dem Wort Gottes orientiert. Definitiv an der falschen Adresse ist man bei Gruppen, die suggerieren: „wenn du richtig glaubst, bist du gesund“, oder „wenn du (unserer Organisation) reichlich spendest, wirst du reich“
4) Dass man diese umwerfende Entdeckung nicht für sich behält, sondern sie auch anderen im persönlichen Umfeld kommuniziert.

Mir ist bewusst, dass hier noch manche Fragen offen bleiben. Manches lässt sich auch nur auf persönlicher Ebene klären. Sie können mir sehr gerne eine E-Mail schreiben.